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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Michaelis, Adolf: Zur Erinnerung an Wilhelm Henzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0013

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ZUR ERINNERUNG AN WILHELM HENZEN.
Am Freitag dem 28. Januar stand im Bibliothekssaale des archäologischen
Instituts auf dem Kapitol zur gewöhnlichen Stunde der öffentlichen Sitzungen ein
Sarg aufgebahrt, bedeckt mit Kränzen und Palmzweigen, umgeben von Männern
verschiedener Nationalitäten, darunter nicht wenigen von gefeiertem Namen, die
alle von dem gleichen tiefen Schmerz ergriffen waren. Acht Jünglinge, Gäste des
capitolinischen Hauses, trugen den Sarg hinaus; die städtische Garde und die Auf-
seher der römischen Ausgrabungen erwarteten ihn am Fufse der grofsen Treppe
und geleiteten den ernsten Zug auf dem langen Weg bis zu den Cypressen an der
Cestiuspyramide durch die lautlos harrende Menge; aller Verkehr von Wagen und
Strafsenbahn war so lange auf Anordnung der Obrigkeit gehemmt. Der Mann, dem
alle diese Ehren galten, war der langjährige erste Sekretär des deutschen archäo-
logischen Instituts in Rom, Wilhelm Henzen.
Johannes Heinrich Wilhelm Henzen war am 24. Januar 1816 in Bremen
geboren. Sein Vater war Kaufmann. Früh verwaist verlebte der kränkliche Knabe
eine sehr stille Jugend, als wahrer Musterschüler ganz dem Studium an dem hei-
mischen Gymnasium ergeben, das er um Ostern 1836 mit dem sehr selten ver-
liehenen Zeugnis ersten Grades verliefs. Um Philologie zu studieren, begab er
sich nach Bonn, wo der schüchterne, allem studentischen Treiben abholde Jüngling
sich in inniger, für das ganze Leben dauernder Freundschaft an seinen etwas älteren
Landsmann Nikolaus Delius anschlofs. Unter seinen Lehrern stand Welcher an
erster Stelle; aufser der klassischen Philologie umfafsten seine Studien auch Sans-
krit und neuere Sprachen. Im Frühjahr i8ß8 vertauschte Henzen die Bonner
mit der Berliner Universität. Fünf Semester widmete er sich hier philologisch-
historischen und geographischen Studien; aufser Boeckh, dessen Vorlesungen ihn
besonders angezogen zu haben scheinen, hörte er Ranke, Ritter, Droysen, Savigny,
Trendelenburg und andere, während Lachmanns Name, und zwar mit einer Vor-
lesung über altdeutsche Grammatik, erst im letzten Semester in seinem Anmeldebuch
erscheint. Zugleich reifte Henzen, obschon beständig mit seiner Kränklichkeit
kämpfend, zu voller innerer Festigkeit heran. Den Abschlufs seiner Universitätszeit
bildete seine Promotion in Leipzig im Sommer 1840. Seine sorgfältige, nicht immer
genügend beachtete Abhandlung über Polybios' Leben ^ zeigt bereits die sichere
methodische Art wissenschaftlicher Untersuchung, die allen seinen Arbeiten eigen ist.
Bald nach seiner Promotion trat Henzen eine gröfsere Reise an, von der er
schwerlich vermuthete, dafs sie ihn für immer aus dem Vaterlande entführen würde.
1) <2M<7^sW<77ZMW J^F<rZ77Zf73, <r<773i%73^'73.S' Z'zY<3WZ. Berlin ig^o.
 
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