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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Hartwig, Paul: Der Tod des Pentheus
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0163
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DER TOD DES PENTHEUS
(Tafel 5)
Die Pentheussage ist uns in einigen hochbedeutenden literarischen Fassungen
des griechischen Alterthums erhalten, vorwiegend in den Bakchen des Euripides
und in dem 26. Idyll des Theokrit; von anderen besitzen wir wenigstens Kunde, so
von einem »Pentheus« des Aeschylus, welcher einer nicht mehr festzustellenden
Trilogie angehörte1 und von einem »Betzyox r{ FIsv&su?« benannten Drama des Iophon,
des Sohnes des Sophokles2.
Von grofsen monumentalen Darstellungen der Pentheussage in der grie-
chischen Kunst ist uns nur eine einzige durch Pausanias I, 20, 3 überliefert. Es
war dies der Theil eines Bildercyclus im Tempel des Dionysos am Theater in Athen,
welcher vier Scenen der Dionysoslegende umfafste: die Zurückführung des Hephaistos
in den Olymp, die Auffindung der Ariadne auf Naxos, die Bestrafung des Pentheus
und die des Lykurg. Über die Zeit, welcher diese Gemälde angehörten, giebt uns
Pausanias keine Auskunft, doch hat es eine gewisse innere Wahrscheinlichkeit, dafs
der Bilderschmuck des Dionysosheiligthums derjenigen Zeit entstammte, in welcher
die attische Malerei derartige monumentale Aufgaben mit Begeisterung ergriff, näm-
lich der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts3.
Die bisher bekannten uns erhaltenen bildlichen Darstellungen der Pentheus-
sage sind sämmtlich von untergeordneter Bedeutung und gehören ohne Ausnahme
einer späteren, zum Theil weit hinter den Tragödien des Aeschylus und des Euri-
pides liegenden Zeit an. Somit konnte Jahn, welcher eine Reihe der hier in Frage
kommenden Monumente in seiner Schrift »Pentheus und die Maenaden, Kiel 1841«

J) Hypofhesis zu den Bakchen des Euripides.
Welcker, Aesch. Tril. S. 327 fr.
2) Unsicher bleibt, ob der 'Tev'&s'Jc’ des Thespis
(Poll. VII, 12 — Suidas: Qeams) wirklich dem
alten Tragödiendichter oder nicht vielmehr dem
Heraklides Pontikos angehörte (Diog. Laert. V,
92; vgl. Wecklein, Einleitung zu den Bakchen
des Euripides S. 5). Ebenso ist es ungewifs,
ob die 'Bcbcyoc1’ des Xenokles (Aelian, V. H.
II, 8) den Stoff der Pentheussage behandelten
und ob der von Aristoteles, Rhet. II, 23, 29
angeführte Vers des Chairemon: [IevSeü? lao-
pAr]? aupepopae Ittwvup-e aus einem Drama »Pen-
theus«, oder nicht vielmehr aus dem »Dionysos«
dieses Dichters stammt (Welcker, Gr. Trag.
S. 1090 — Jahn, Pentheus und die Maenaden
S. 7 Anm. 12). Weitere Fassungen der Pentheus-

sage bei Nonnos, Dionys. XLIV—VI — Paus. II,
2, 7 IX, 5, 4 ■— Oppian, Cyneg. IV, 228ff. —
Apollod. III, 5, 2 — Ovid, Met. III, 513 fr. —
Serv. zu Virgil, Aen. IV, 469 — Hygin, Fab. 184
— Myth. Vatic. II, 83. Wiederholt ist die Pen-
theussage auch von den Römischen Tragikern
behandelt worden. Von Attius sind Fragmente
eines Dramas cBacchae' erhalten, von Pacuvius
gab es eine Tragödie 'Pentheus' (Serv. zu Virgil,
Aen. IV, 469).
3) Wenn Dümmler, Bonner Studien S. 79, den
Bildercyclus des Dionysostempels als wahrschein-
lich »späterer« Zeit angehörig bezeichnet, so
ist dieses Wort wohl nur relativ zu fassen, näm-
lich : später als die zuvor erwähnten Werke des
Bathykles und des altspartanischen Meisters Gi-
tiades.
 
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