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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Kretschmer, Paul: Zwei Perseus-Sagen auf attischen Vasen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0042
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ZWEI PERSEUS-SAGEN AUF ATTISCHEN VASEN
Obwohl die bildende Kunst sich schon früh der Perseus-Sage bemächtigt
hat', ist es im Grunde doch nur ein Mythus aus diesem Kreise, welcher sich in
der Kunst der archaischen Zeit einer gröfseren Beliebtheit erfreute — die Enthaup-
tung der Medusa und die Flucht des Helden vor den Gorgonen. Es genügt an die
Metope von Selinus, die Kypseloslade (Pausan. V 18, 5), den hesiodischen 'Schild’
(V. 216 ff.) und die unzähligen schwarzfigurigen Vasenbilder zu erinnern, welche
diese Scene meistens in demselben bis auf die Richtung — von links nach rechts
— übereinstimmenden Schema wiedergeben2. Andere Scenen sind in der älteren
Vasenmalerei aufserordentlich selten, so das Andromeda-Abenteuer auf der korinthi-
schen Amphora in Berlin3 und Perseus bei den Nymphen auf einer der späteren
chalkidischen Vasen4. Hierher gehören auch die beiden attischen Vasenbilder,
welche im Folgenden besprochen werden sollen und von denen namentlich das
erste als die einzige schwarzfigurige Darstellung eines wenig geläufigen Perseus-
Mythus Beachtung verdient.
I. PERSEUS IM KAMPF MIT DEN BAKCHEN
In der Gazette archeologique I (1875) Taf. 29 hat de Witte die Vorderseite
einer schwarzfigurigen Amphora veröffentlicht, welche ehemals im Besitz des Lord
Pembroke befindlich, mit den übrigen Stücken seiner Sammlung im Mai 1839 in
Paris verkauft wurde. Wohin die Vase damals gelangt ist, konnte de Witte nicht
mehr feststellen. Die auf S.33 wiederholte aus drei Figuren bestehende Darstellung zeigt
eine lebhaft bewegte Handlung, deren Hergang der Herausgeber merkwürdigerweise
verkannt hat, obwohl darüber, wie mir scheint, kein Zweifel bestehen kann. In der
Mitte eine männliche Figur, nach rechts eilend, nur mit der Chlamys bekleidet und auf
dem Kopf den mit roten Bändern befestigten weifsen Petasos5. Die an seinem

9 Eine der ältesten erhaltenen Darstellungen dürfte
der laufende Perseus auf einem Teller aus Ka-
miros in Berlin n. 3917 (abgeb. Salzmann, Ne-
er opole de Camiros Taf. 55) sein: er ist aus
einer vollständigen Darstellung der ganzen Ver-
folgungsscene abgekürzt, setzt also ältere Vor-
bilder voraus. Offenbar haben die Argiver den
Mythus nach Rhodos gebracht, wie z. B. auch
die Vorstellung von dem goldenen Regen des
Zeus (Philostr. Im. 2, 27). Bemerkenswert ist,
dafs auch die ältesten attischen mit mythischen
Scenen geschmückten Vasen, jene Klasse, die
durch die Schüssel aus Aigina in Berlin n. 1682

(Arch. Zeit. 1882 Taf. 9) und die Nessos-Vase
in Athen (Antike Denkmäler I Taf. 57) vertreten
wird, die Perseus-Sage bereits kennen.
2) Als ein chalkidisches Beispiel hervorzuheben ist
die Schale Jonrn. of Hell. Stud. 1884 Taf. 43.
3) n. 1652, abgeb. Mon. dell‘ Inst. X 52.
4) im Brit. Mus. n. 584, abgeb. Gerhard Auserl.
Vasenb. Taf. 323.
5) Ähnlich gestaltet ist der Petasos, den Perseus
auf der schwarzfigurigen Hydria, Annali 1866
Taf. R trägt. Auf der attischen Schüssel aus
Aigina (Arch. Zeit. 1882 Taf. 9) hat er eine spitz
zulaufende Mütze ohne Krempe. Im Übrigen
 
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