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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Furtwängler, Adolf: Zum Ostgiebel von Olympia
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0086
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ZUM OSTGIEBEL VON OLYMPIA
Indem ich mich anschicke, in dieser vielbesprochnen Frage auch noch ein
Wort zu sagen, bin ich mir wohl bewufst, dafs die geneigten Leser das Recht haben,
vor allem die möglichste Kürze und dann nur solche Vorschläge zu erwarten, deren
Ausführbarkeit mit allem gegenwärtig vorhandenen Materiale geprüft ist, die also
nicht durch den einfachen Nachweis der Thatsachen widerlegt werden können. Ich
darf daher vorausschicken, dafs ich den Vorzug gehabt habe, meine Vermutung-
unter der Beihilfe der ersten Autorität in diesen Fragen zu prüfen; Georg Treu in
Dresden gestattete mir mit liebenswürdigster Bereitwilligkeit, Umstellungsversuche an
den dortigen Gipsen zu machen, nach welchen photographische Aufnahmen ge-
macht wurden und unterstützte mich mit sachkundigster Auskunft auf alle meine
Fragen. Ich habe mich nun in Dresden redlich bemüht, etwas zu finden, das meine
Vermutung unmöglich machte; da ich nichts derart gefunden, darf ich sie nun dem
Urteile Anderer zur Erwägung vorlegen.
Die von Six und Sauer gemachten Versuche, die Handlung des Anschirrens
der Gespanne dargestellt sein zu lassen, sind durch Treu vollständig widerlegt
worden. Es ist jetzt durchaus gesichert, dafs die Pferde in gleichmäfsigen Abständen
neben einander stehend an die Wagen angeschirrt waren1. Aber auch die von
Sauer (S. 16) selbst bestätigte Thatsache, dafs alle Pferde den Zugriemen um die
Brust haben, sowie das von Sauer S. I2f. beigebrachte Vergleichsmaterial berech-
tigt nur zu einem methodischen Schlüsse, nämlich dafs die Anschirrung nicht dar-
gestellt sein kann, dafs vielmehr die Pferde schon fertig angeschirrt sind. Dies
mufs Sauer auch eigentlich zugeben, er möchte nur einen letzten Rest der Anschir-
rungshandlung retten und construiert dazu eine Situation, die ohne alle Analogie
und von äufserster Unwahrscheinlichkeit ist; das eine Beipferd, obwol völlig ange-
schirrt, soll doch am Leitriemen herangezogen werden. An fertig angeschirrten
Wagenpferden kommt aber niemals das Leitseil vor; es wurde gewifs beim Anlegen

J) Die Beweise Treu’s sind, wie ich mich über-
zeugt habe, absolut zwingend. — Ich bemerke
übrigens, dafs es falsch ist, wenn man gewöhn-
lich behauptet, die verdeckten Reliefpferde seien
gleich vollkommen ausgeführt wie die Vorder-
pferde; vielmehr fehlt eine Menge feinen lebendi-
gen Details, das der Künstler an letzteren ange-
bracht hat, an jenen völlig; auch sind jene Relief-
pferde an Bauch und Schenkeln so unnatürlich flach
gebildet wie es sich nur erklärt wenn etwas
vor ihnen gestanden hat. Es ist ferner nicht
richtig dieselben als völlig verdeckt zu bezeich-

nen, da von unten ein Teil ihres Bauches sicht-
bar war; es ist demnach, da Kopf, Hals, Brust,
Unterteil des Bauches, Schenkel, Plinterteil zu
sehen waren und ausgeführt werden mufsten,
recht wenig was der Künstler allenfalls sich
hätte schenken können; doch um jenes andere
auszuführen konnte er ja auch dieses nicht ganz
unausgeführt lassen. Sein Verfahren, die Vier-
gespanne je in zwei Hälften zu arbeiten, war
aber jedenfalls eine enorme Ersparnifs an Kosten
und Arbeit gegenüber der anderen Möglichkeit,
sie je aus einem einzigen Blocke herzustellen.
 
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