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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Brueckner, Alfred: Zur Lekythos Tafel 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0207
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ZUR LEKYTHOS TAFEL 4
Dem Umstande, dafs ich vor einem Vierteljahre den Ausgrabungen der
griechischen Ephorie der Alterthümer im äufseren Kerameikos beiwohnen durfte,
habe ich es zu danken, dafs die Redaction dieser Zeitschrift mich gebeten hat, die
Veröffentlichung des archaischen Vasenbildes, auf welches Herr Professor Förster
in diesem Hefte (S. 189f.) aufmerksam macht, mit einigen weiteren Bemerkungen
zu begleiten.
Unter den Tausenden von erhaltenen Grabmälern und Grabmälerresten aus
Attika konnte bisher keins die eigenthümlichen bienenkorbartigen Denkmäler ver-
anschaulichen, welche so überaus häufig auf den bemalten Vasen dargestellt sind,
so oft es sich nur um Vorgänge an Gräbern handelt. Solch ein weifses mannshohes
Mal, mit einer grofsen Schlange im freien Felde daran, umflattert von dem noch
gerüsteten Eidolon, bedeutet den Grabhügel des Patroklos im Bilde der Schleifung
Hektars \ Mit einer Lutrophoros bekrönt und ähnlich wie auf dem vorliegenden
Vasenbilde mit einem Schriftstreifen umzogen, der auf den Todten Bezug hat, wird
es bei einer zu Ehren des Verstorbenen veranstalteten Feier von wehklagenden
Frauen umstanden2. Es ist in den schwarzfigurigen Vasenbildern nie versäumt diese
und ähnliche Grabmäler von viereckigem Umrifs ganz mit weifser Farbe zu bedecken.
Auf den weifsen Fekythen gab der Grund den Focalton ohne weiteres her. Wird
das Denkmal dort zur Bezeichnung eines Grabes neben die mit ihr zusammenge-
hörige Stele gesetzt, so gemahnt das, wie O. Benndorf gesagt hat3, an die epische
Formel xuußot ts xs, tb yap “fspac sötl Oavovxoiv. Es ist eben die abgekürzte
Form eines xupßo?, eines grofsen Erdhügels. Schon aus diesem Zusammenhänge
heraus wäre zu erschliefsen, dafs diese dargestellten Denkmäler aus lockerem Erdreich
bestanden und vergänglicher Natur waren; und das wird negativ dadurch bestätigt,
dafs ihren Umrifs kein Stein unter den erhaltenen Grabmälern wiedergiebt, deren
Zahl doch so grofs ist, dafs wir mit ziemlicher Vollständigkeit über die Marmorwerke
auf attischen Friedhöfen unterrichtet zu sein glauben können.
Seit es der Ephorie der Alterthümer in Vurvä geglückt ist, ein aus Eehm-
ziegeln aufgebautes, dann mit weifsem Stuck überzogenes Monument in Form eines

2) Gerhard AV. 198. 199 = Furtwängler, Berliner
Vasensammlung 1867. 1902.
2) Monumenti VIII 5, ih = Collignon, Vases
d’Athenes 200 bis.
3) Griech. und sicil. Vasenbilder S. 32. Die gegen-
tlieilige Ansicht, dafs die dargestellten Denkmäler
aus Marmor bestanden hätten, wird von Pottier
in seinen Etudes sur les lecythes blancs attiques
Jahrbuch des archäologischen Instituts VI.

S. 53L vertreten. Stelen mit halbrundem Ab-
schlufs wie Bullettino 1864 S. 48 können nicht
zum Vergleiche herangezogen werden: ihre Form
ist weit schmaler und gereckter, und wenn
sie auf den weifsen Lekythen dargestellt wurden,
mufste auch das gemalte Ornament des Ab-
schlusses angegeben werden. Aber ein krönendes
Palmettenornament findet sich an den tufxßot nie
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