Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

DOI Artikel:
Winnefeld, Hermann: Tusci und Laurentinum des jüngeren Plinius
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0211
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
TUSCI UND LAURENT IN UM
DES JÜNGEREN PLINIUS
Wer aus Vitruvs Lehrbuch der Architektur sich eine Vorstellung zu bilden
sucht von den Landsitzen vornehmer Römer, auf denen sie Erholung von den Ge-
schäften und den Aufregungen des Stadtlebens suchten, wird erstaunt sein über das
Mifsverhältnis, das besteht zwischen der Beliebtheit und Verbreitung solcher Villen
schon um die Zeit des Ausgangs der Republik1 und der Dürftigkeit der Angaben,
welche Vitruv über ihre Anlage und Einrichtung bietet. Ausführlich spricht er nur
iiber die zu Wirtschaftszwecken dienende Villa (VI, 9); die Villa als luxuriösen
Herrensitz erwähnt er nur ganz kurz im Anschlufs an die Abänderungen, welchen
der Typus des Stadthauses mit Rücksicht auf Stand und Beruf des Bewohners zu
unterwerfen sei (VI, 8): earum autem verum non solum erunt in urbe aedificioruin
rationes, sed etiam ruri, praeterquavi quod in urbe atria proxima ianuis solent esse,
ruri autem pseudoiirbanis statim peristylia, deinde tune atria habentia circum porticus
pazdmentatas spectantes ad palaestras et ambidationes. Derselbe Anschlufs des länd-
lichen an den städtischen Bau wird auch VI, 9 verlangt: si quid delicatius in villis
faciundum fuerit, ex symmetriis quae m urbanis supra scriptae sunt constituta ita
struantur uti sine inpeditione rusticae idilitatis aedificenhir. omniaque aedificia ut lumi-
nosa sint oportet curari, sed quae sunt ad villas faciliora videntur esse ideo quod
paries nullius vicini potest obstare. Für den städtischen Palast des Vornehmen sind
aber erforderlich (VI, 8): vestibida regalia alta, atria et peristylia amplissima, silvae
ambidationesque laxiores ad decorem maiestatis perfectae, praeterea bibliothecae pina-
cothecae basilicae non dissimili modo quam publicorum operum magnificentia compara-
tae, quod in domibus eorum saepius et publica consilia et privata iudicia arbitriaque
conficiwüur. Danach wäre das Herrenhaus der Villa ein aufs Land verlegtes
Stadthaus und wird von Vitruv nur deshalb besonders erwähnt, weil das Verhältnis
des Architekten zu seiner Aufgabe dank dem Wegfall der Rücksicht auf die Bauten
des Nachbars hier ein etwas günstigeres ist als dort.
Eingehendere Nachrichten über die Beschaffenheit solcher Villen besitzen
wir erst aus hundert Jahre späterer Zeit in den beiden bekannten Briefen des jün-
geren Plinius (II, 17- V, 6), welche durch einzelne Angaben in anderen Briefen noch
ergänzt werden, und ein günstiger Zufall mufs es genannt werden, dafs ungefähr
aus derselben Zeit die einzigen in ihrem ganzen Umfang leidlich erhaltenen Reste
einer Villa stammen, diejenigen welche ein weitausgedehntes Gebiet am Fufs der
Berge von Tivoli bedecken und der aus Spartian (v. Hadr. 26) bekannten Villa des
Hadrian angehören.
x) Friedländer, Sittengeschichte I6 S. 107.
Jahrbuch des archäologischen Instituts VI. j(5
 
Annotationen