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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Hartwig, Paul: Zwei Schalenbilder des Epiktet
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0260
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ZWEI SCHALENBILDER DES EPIKTET.
(Hierzu Tafel 5.)
Da möglicherweise die Zeit noch fern ist, wo eine vollständige Sammlung
der Werke dieses vielgenannten und doch bisher durch Abbildungen unter allen
Vasenmalern am wenigsten bekannten Meisters vorliegt, dürfte es angemessen sein,
wenigstens einige Zeichnungen von Gefäfsen des Meisters, welche ich für meine
demnächst erscheinenden »Griechischen Meisterschalen« anfertigen liefs, die dort
aber nicht zur Abbildung gelangen können, der allgemeinen Kenntnifs nicht länger
vorzuenthalten \
Das eine dieser Gefäfse (Taf. 5, 2) ist die bei Klein, Meistersign. S. 105 nr. 13
aufgeführte Schale des Museo Torlonia in Trastevere-Rom, einst bei Aug. Castellani
[Bull. 1868, S. 75), das andere (Taf. 5, 1) ist die von mir in den Röm. Mitth. II S. 167
beschriebene Schale aus römischem Kunsthandel, welche sich jetzt im archäol. Mu-
seum zu Baltimore befindet.
Hinsichtlich ihrer Form sind die beiden Schalen wesentlich von einander
verschieden. Die Schale Torlonia zeigt bei 0,192 Durchmesser und 0,085 Höhe
einen kurzen, gedrungenen Bau und dickwulstige Fufsplatte, die Schale in Baltimore,
bei einem Durchmesser von 0,328 und einer Höhe von 0,135, eine weite, verhält-
nifsmäfsig dünnwandige Wölbung und breiten, hohlen Glockenfufs. Beide Formen
sind speciell dem Kreise Epiktets eigen. Die Zeit des Euphronios und seiner Ge-
nossen gestaltet das Becken der Schale flacher, den Fufs schlanker, die Fufsplatte
dünner, das Verhältnifs der Theile zum Ganzen harmonischer.
Beide Schalen haben nur ein von schmalem, thongrundigem Streifen um-
rahmtes einfiguriges Innenbild. Bei Schalen kleinen Umfangs, wie die Schale bei
Torlonia — die Abbildung gibt das Bild kaum um x/9 verkleinert wieder —, bleibt
das auch in der Bliithezeit die Regel. Eine ganze Reihe derartiger Gefäfse läfst
sich dem Phintias zuweisen2, auch spätere, mit Panaitios xako? bezeichnete Gefäfse
des Euphronios, wie die Schale der Sammlung van Branteghem (abg. Klein, Lieb-

9 Die Erlaubnis, die in Paris befindlichen Werke
des Epiktet zeichnen zu lassen, wurde mir im
Frühjahr 1890 daselbst freundlichst gewährt.
Das Gleiche gilt von den Tellern Epiktets im
Brit. Museum. Da ich jedoch in meinem Werke
eine Trennung der Epiktetischen Gefäfse von
den Schalen der Blüthezeit des strengen rotfi-
gurigen Stiles vornehmen mufste, verschob ich
2) Näheres in meinen

vorläufig die Aufnahme der Gefäfse, hoffe jedoch
dieselbe bald in vollem Umfange wieder aufneh-
men lassen zu können. — Für die Beschaffung
der Zeichnung der Epiktet-Schale im Museo Tor-
lonia bin ich Helbig und Hauser zu gröfstem
Danke verpflichtet, die Zeichnung der Schale in
Baltimore wurde auf Veranlassung des Röm. In-
stituts im Jahre 1887 von Eichler angefertigt,
ch. Meisterschalen.
 
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