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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Graef, Botho: Bruchstücke einer Schale von der Akropolis
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0053
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BRUCHSTÜCKE
EINER SCHALE VON DER AKROPOLIS
Hierzu Tafel i.
Unter den Vasenscherben auf der Athenischen Burg, von denen es zufolge
genauer Fundbeobachtungen feststeht, dafs sie aus dem Perserschutte stammen, be-
finden sich Bruchstücke einer Schale mit Darstellung der oidu>v xptai? im Stil des
Hieron. Als ich mich damit beschäftigte diese Scherben zum Zwecke ihrer Ver-
öffentlichung aus dem übrigen Vorrat1 möglichst zu ergänzen, begegnete es mehr
als einmal, dafs ein nach Stil und Technik mit den Resten jener Darstellung schein-
bar durchaus übereinstimmendes Bruchstück sich bei genauer Vergleichung doch
als nicht zugehörig erwies. Dagegen stellte es sich heraus, dafs sämmtliche Scherben,
bei denen dieser Irrtum vorgekommen war, untereinander anpafsten und sich zu
der interessanten Darstellung zusammenfügten, welche auf Tafel i veröffentlicht
wird. Da leider über die Fundschicht für keine dieser Scherben, auch nicht für
die, welche sich noch dazu fanden, etwas feststeht, so schien mir die Mitteilung
dieser meiner persönlichen Erfahrung nicht überflüssig, weil daraus immerhin soviel
hervorgeht, dafs die hier abgebildete Schale einer sicher aus dem Perserschutte
stammenden zum Verwechseln ähnlich sei, und sie mag daher vorläufig als Probe
von dem gelten, was vor 480 in Athen in der Vasenmalerei geleistet wurde.
Die Scherben stammen von einer ziemlich grofsen verhältnismäfsig dünn-
wandigen Schale. Der Ton ist sehr fein und glatt und unter allen Scherben von
der Burg der röteste; an der am weitesten vom Rand entfernten Stelle, am Fufs
des Hermes, wird er freilich auch etwas gelblicher. Der Firnifs ist ganz schwarz
und sehr glänzend, innen und aufsen. Die Zeichnung ist aufserordentlich sorgfältig
ausgeführt. An einigen Stellen — am Gewand an der r. Schulter des Poseidon,
an der Hüfte des Hermes, am r. Bein des Zeus — erkennt man sehr stumpfe Vor-
reifsungen. Die Umrisse sind vor Ausfüllung des Grundes in üblicher Weise um-
zogen, dick und gleichmäfsig. Nachher sind, wie es ja bei den besseren Vasen die
Regel ist, alle Umrisse noch einmal durch feine Linien gegeben, aufser am Haar und
an der Weintraube. Im Haar des Poseidon und Hermes sind die Locken durch
dicke Reliefpunkte angedeutet. Verdünntes und zwar recht blasses Schwarz ist sehr
reichlich verwendet, in den Haaren schon beinahe in malerischer Weise. Rot sind
die Blätter, Blüten und Kränze. Die langen geschwungenen Linien im Gewände
des Poseidon und des Mädchens mit der Kanne, ebenso die langen geraden Gewand-
falten sind in einem Zuge ohne abzusetzen hergestellt.

’) Mit seltener Liberalität hatte mir der General-
ephoros Herr Kavvadias das gesamte Material

zugänglich gemacht, wofür ihm auch an dieser
Stelle aufrichtiger Dank ausgesprochen sei.
 
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