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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 5.1890

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Puchstein, Otto: Die Parthenonscultpturen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37651#0087
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DIE PARTHENONSCULPTUREN
I. PHIDIAS
i. Seit E. Q. Viscontis Abhandlung über die in der Sammlung des Lord Eigin
befindlichen Parthenonsculpturen 1 gilt es fast allgemein als sicher, dafs man für die
Erkenntnifs des Stiles, der Phidias eigentümlich war, die Giebel und den Cellafries,
in geringerem Grade auch die Metopen, zu benutzen hat. Und doch sind die
Gründe, die Visconti dazu bestimmten diese Sculpturen für Werke des Phidias und
seiner Schule zu halten, meines Erachtens nicht so beweiskräftig, dafs man sich
ihnen auch heute noch unbedingt fügen müfste.
Visconti beruft sich vor allem auf den ersten unmittelbaren Eindruck, den
die Originale auf ihn gemacht haben; er sagt nach den ersten Worten seiner Ab-
handlung: en visitant les marbres sculptes que mylord comte d’Eigin a fait transporter
d' Athenes a Londres, le Connaisseur est certain d'avoir sous les yeux plusieurs de
ces ouvrages precieux qui congus et diriges par Phidias, et executes en partie par son
ciseau, ont fait pendant plus de sept Cents ans Vadmiration du monde ancien — und
diese einer Offenbarung gleichkommende Wirkung der Sculpturen sei gerade ein
Kennzeichen der Werke des Phidias; das bezeuge Cicero durch seinen bekannten
Ausspruch Phidiae signum simul adspectmn et probatum esP. Aufserdem entspreche
dem anderen Urteil Ciceros Phidiae simulacris nihil perfectius* vollständig der Cha-
rakter der Giebelfiguren (und des Frieses), denn la grace et la noblesse des poses,
la richesse des draperies, Vart de leurs jets et de leurs agencements, egalent ou sur-
passent tout ce qui nous reste de plus accompli dans ce genre.
Gegen diese beiden aus einem subjectiven Eindruck und einer nicht für
jedermann verbindlichen Aesthetik abgeleiteten Gründe ist schwer zu kämpfen.
Aber wenn aufserdem Visconti meint, dafs Pausanias an der Stelle i, 24, 5, wo
er die Giebelgruppen des Parthenon und das Goldelfenbeinbild der Athena Par-
thenos unmittelbar hinter einander aufzählt, bei beiden Werken den Namen des

]) Visconti sah die Parthenonsculpturen zum ersten
Mal in London im Herbst 1814; seine Ansicht
über den Künstler hatte er zunächst in einem
Briefe an W. Hamilton d. d. Paris 25. Nov. 1814
(gedruckt in der 2. Auflage von W. H. Memo-
randum on the stibject of the Earl of Eigins pur-
suits in Greece. London 1815 = Denkschrift
über Lord Eigins Erwerbungen in Griechenland.
Mit einer Vorrede von G. A. Böttiger und Be-
merkungen der Weimarischen Kunstfreunde.
Leipzig 1817 S. 45) ausgesprochen, dann in den
3) Orator 2, 8

im Institut de France am 21. Oct. und 10. Nov.
1815 gehaltenen Vorlesungen begründet. Diese
Vorlesungen erschienen unter dem Titel Lettre
du Cheru. Ant. Canova et deux Memoires lus a tIn-
stitut Royal de Fraizce sur. les ouvrages de sculp-
ture dans la collection de Mylord Comte d’Eigin
par le Chev. E. Q. Visconti. London 1816 (eine
zweite Ausgabe Paris 1818). Die Memoires sind
in den Opere varie III, 84 fr. wieder abgedruckt.
Vgl. Michaelis, Der Parthenon 82.'
2) Brut. 64, 223 = Overbeck, Schriftquellen 793.
= SQ 717.

Jahrbuch des archäologischen Instituts V.
 
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