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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 9.1894

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Heft 3
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Graef, Botho: Die Köpfe der Florentiner Ringergruppe
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https://doi.org/10.11588/diglit.38777#0132
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DIE KÖPFE DER FLORENTINER
RINGERGRUPPE

Durch die älteste Abbildung der Ringer bei De Cavalleriis, Stat. ant. III und
IV Taf. n ist es bekannt, dafs diese Gruppe ohne Köpfe gefunden ist. Dafs die
Köpfe, welche heute auf den Körpern sitzen, in moderner Zeit in einer Weise an-
gesetzt sind, wie sie nie haben daran sitzen können, lehrt aufserdem der Augen-
schein ohne Weiteres. Es lohnt sich aber an sich, die in ihrem Typus recht cha-
rakteristischen Köpfe etwas genauer zu betrachten. Sie gelten im Allgemeinen als
Niobidenköpfe: vgl. z. B. Dütschke S. 245 zu nr. 547 und Stark, Niobe 260, wo
auch die bisherigen Ansichten zusammengestellt sind. Auch Wolters (Berliner Ab-
güsse 1426) hat an einer ähnlichen Angabe von Friederichs nichts geändert. Nun
giebt es zwar unter den Niobidenköpfen einen derartigen Kopf, nämlich den der
Statue Dütschke 253, aber von diesem ist es bekannt und auch von Dütschke be-
merkt, dafs er nicht zu der Statue gehört. Da er nun aber im Typus von allen
anderen Niobidenköpfen verschieden ist, so haben wir gar kein Recht, ihn für einen
solchen zu halten. Das Abweichende, namentlich was das Haar betrifft, ist schon
bei Stark 247 betont. Aber · es sind fast conträre Bildungen: die Niobidenköpfe
haben im grofsen Ganzen Schädel von Praxitelischer Form, ein ovales nach unten
sich stark verjüngendes Gesicht; Stirn und Untergesicht stehen in einem ziemlich
grofsen Winkel zu einander, die Nasen sind verhältnismäfsig gestreckt. Das Haar
liegt eng am Schädel an und ist recht kurz. Die Ringerköpfe und der Kopf des
Niobiden 253 sind kurz und breit, der Gesichtswinkel fast gestreckt, die Nasen ver-
hältnismäfsig kurz, die Haare bauschen sich rings um den Kopf stark auf und sind
über der Stirn mit geflissentlicher Pracht in geschwungenen Focken angeordnet.
Der Kopf des Niobiden 253 ist für uns also zunächst nur ein beliebiger antiker
Kopf. Es ist aber allerdings sehr wahrscheinlich, dafs er mit den Niobiden zu-
sammen gefunden ist. Bekanntlich befinden sich unter den Florentiner Niobiden
zwei übereinstimmende Statuen des so genannten drittältesten Sohnes, nämlich
aufser nr. 253 noch nr. 267. Diese letztere ist die bekanntere und in Abgüssen ver-
breitete. Bei nr. 267 ist der Kopf um 90° anders gewendet als bei 253. Mit Hilfe
dieses Kennzeichens und eines langen Gewandzipfels, der bei 253 von der linken
Hand herabhängt und bei 267 fehlt, ist 253 als Vorbild der Abbildungen sowohl
bei De Cavalleriis, Stat. ant. III et IV Taf. 141 als auch bei Perrier in seinen »Seg-
9 Diese Abbildungen, die ältesten bekannten der S. 12 angiebt, da erschien nur das erste Buch,
Niobiden, sind II Jahre nach der Auffindung auch nicht 1593 wie Dütschke S. 137 angiebt;
erschienen, nicht im Jahre 1585, wie Stark, Niobe wenigstens steht 1594 auf dem Titelblatt des
Exemplars der Berliner Museumsbibliothek.
Jahrbuch des archäologischen Instituts IX. Q
 
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