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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 9.1894

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Heft 1
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Pallat, Ludwig: Die Basis der Nemesis von Rhamnus
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https://doi.org/10.11588/diglit.38777#0011
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DIE BASIS DER NEMESIS λ^ΟΝ RHAMNUS
(Tafel 1—7)

Leake (Demen von Attika S. 119 f. der Westermannschen Übersetzung) ge-
denkt einiger in den Ruinen des jüngeren rhamnuntischen Nemesistempels gefun-
denen Relieffragmente mit folgenden Worten: Ȇbrigens haben sich in den Ruinen
des Tempels der Nemesis noch verschiedene Fragmente von Figuren in Haut-relief
gefunden; sie sind aus weifsem Marmor, ungefähr einen Fufs hoch, und so vortreff-
lich gearbeitet, dafs man kaum zweifeln kann, sie gehörten zu der in gleicher Art
ausgeführten Composition am Fufsgestell des Bildes der Nemesis, welche, wie das
Bild selbst, von Pheidias herrührte.«
An derselben Stelle, d. h. zum Teil in den Ruinen des Tempels, zum Teil
in der Nähe desselben, ist· bei den von der griechischen archäologischen Gesellschaft
unter Leitung des Herrn Stais im Jahre 1890 veranstalteten Ausgrabungen eine
Reihe von Figurenresten gefunden worden, die von einer Darstellung in Hochrelief
stammen. Dieselben befinden sich jetzt im athenischen Nationalmuseum, und zwar
sind die hervorragenderen Stücke, dieselben, die Herr Stais in der Έφημερίς αρχαιο-
λογική 1891 Taf. 8. 9 (Sp. 63 f.) veröffentlicht hat, unter No. 203—214 (s. Kavvadias,
Γλυπτά του εθνικού μουσείου, 203·—214) aufgestellt, während die übrigen, dreifsig an der
Zahl, in einem der Magazine aufbewahrt werden. Dafs allesamt derselben Compo-
sition angehören, wird durch die Ähnlichkeit des Materials und der Arbeit erwiesen1.
Es hat diese Darstellung die Basis des Cultbildes im jüngeren Tempel geschmückt.
Daran war von vornherein kein Zweifel. Das Verhältnis zu den von Leake ge-
sehenen, jetzt gänzlich verschollenen Stücken wird wohl dieses sein, dafs die neu-

') Das Material ist anscheinend parischer Marmor.
Dafs Leake die Marmorart der von ihm ge-
sehenen Stücke nicht näher bestimmt (»weifser
Marmor«), mufs uns, wie Stai's a. a. O. Sp. 70
richtig bemerkt, wundern, da er doch Frag-
mente einer Kolossalstatue aus attischem Mar-
mor, die er in den Ruinen des gröfseren Tem-
pels hat liegen sehen, für Reste der Nemesis
erklärt, welche nach der von Pausanias (I 33, 2)
erzählten Legende aus einem von den Persern
aus-Paros mitgebrachten Marmorblock gearbeitet
gewesen sein soll. Was die. von Leake bezwei-
felte Glaubwürdigkeit dieser Tradition betrifft,
so ist es allerdings höchst unwahrscheinlich,
dafs die Perser aus Paros einen Marmorblock
für ein zu errichtendes Siegeszeichen mit sich
geführt haben sollten, aber dafs die Statue that-
Jahrbuch des archäologischen Instituts IX.

sächlich aus parischem Marmor bestanden hat,
braucht man darum nicht zu bezweifeln (s. dar-
über auch Posnansky, Nemesis und Adrasteia,
S. 40 ff. und Gurlitt, Über Pausanias, S. 78 f.).
Von den Stücken, die aus der Zahl der
rhamnuntischen Funde als von der Nemesisbasis
herstammend im Nationalmuseum ausgesondert
sind, habe ich einige bei Seite legen zu müssen
geglaubt, da sie mir nach Material und Arbeit
von den sicher zugehörigen Stücken verschieden
zu sein schienen, darunter auch ein von Stai's
a. a. O. Sp. 67 f. erwähntes Fragment eines Pfer-
des, das eher von einem katzenartigen Thier her-
rühren dürfte.
Die Summe der von mir als zugehörig an-
gesehenen und auf Taf. 1 — 7 abgebildeten Stücke
beträgt vierzig.
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