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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 11.1896

DOI Artikel:
Bernoulli, Johann Jacob: Ikonographisches, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39191#0117
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IKONOGRAPHISCHES
I. DAS BILDNIS DES PERIKLES
Durch das auf der Akropolis gefundene Basisfragment mit der Inschrift
(IIcp)txX=o? (Kpsö)iXac eTrots, das doch ohne Zweifel von dem von Pausanias (I 25, 1)
erwähnten Periklesbildnis herrührt, ist bestätigt worden, was man schon bisher all-
gemein vermuthete, dafs dieses Bildnis identisch sei mit dem Pericles Olympius
dignus cognomine des Kresilas bei Plinius (34, 74). Den Typus desselben erkennt
man mit grofser Wahrscheinlichkeit wieder in den zwei bekannten mit dem Namen
des Perikies beschriebenen Hermen im brit. Museum und im Vatican. Kresilas ist
der einzige Künstler, von dem eine statuarische Darstellung des Perikies überliefert
ist, und andrerseits müssen jene Piermen ihrer Entstehung nach gerade in das Zeit-
alter des Kresilas, etwa in die letzten Jahre des Perikies gesetzt werden. So wird
man fast unwillkürlich dazu gedrängt, Beides in Beziehung zu einander zu bringen
und in Kresilas den Schöpfer unseres Perikiestypus zu erkennen.
Dieses Wahrscheinlichkeitsergebnis hat kürzlich Furtwängler (Meisterw.
S. 270 fr.) zu absoluter Gewifsheit zu erheben gesucht durch den Nachweis, dafs auch
der Stil und die specielle Bildnisform der Hermen die Zutheilung bestätigen. Auf
den Stilbeweis will ich hier nicht eintreten, da ich mit Vielen der Meinung bin, der
Stil des Kresilas sei einstweilen noch eine unbekannte Gröfse. Dagegen mufs die
weitere Annahme, das Werk des Kresilas sei ebenfalls eine Herme gewesen und
wir hätten es demnach auch in Bezug auf die Form mit unmittelbaren Nachbildun-
gen zu thun, entschieden zurückgewiesen werden.
Furtwängler gründet dieselbe auf die vermeintliche Kleinheit der alten In-
schriftbasis, welche, wenn die Inschrift die Mitte einnahm, nur ca. 40 cm
breit war. Allein die Voraussetzung, dafs die Inschrift in der Mitte stand, ist nichts
weniger als nothwendig. Beim vaticanischen Poseidippos steht sie auf der linken
Hälfte der gerundeten Basis; bei anderen wie beim sog. Aristoteles Spada oder
beim Rhetor Aristides in der vaticanischen Bibliothek ist sie nicht einmal vorn,
sondern auf der Seite angebracht; bei Hermen häufig wenigstens nicht mathe-
matisch in der Mitte, weder was die Höhe noch was die Breite betrifft (Neapler
Zeno, Thukydides, Euripides, abg. Arndt-Bruckmann, Gr. und röm. Portr. n. 235,
130, 121; vatican. Perikies, abg. Brunn-Bruckm., Denkm. 156). Die Inschrift kann
daher auch hier ganz gut auf der rechten Hälfte des Blockes gestanden haben, so
dafs man frei ist, der Basis jede beliebige Breite zu geben. Besondere Inschriftbasen
für Hermen waren m. W. überhaupt gar nicht üblich. Die Inschrift wurde bei den
Hermen auf den Schaft gesetzt oder, wo dieser fehlte, auf den unteren senkrecht
abgemeifselten Rand der Brust. In der That spricht denn auch Pausanias offenbar
 
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