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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 11.1896

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Wolters, Paul: Eine spartanische Apollostatue: Vortrag gehalten am 27. September 1895 in der dritten allgemeinen Sitzung der 43. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.39191#0011
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EINE SPARTANISCHE APOLLOSTATUE
Vortrag gehalten am 27. September 1895 in der dritten allgemeinen Sitzung der 43. Versammlung
deutscher Philologen und Schulmänner zu Köln
Im November 1853 wurde zu Pompeji in dem Hause, welches man für das
des auch sonst bekannten, offenbar angesehenen und wolhabenden L. Popidius
Secundus Augustianus hält, die lebensgrofse Bronzestatue entdeckt, von der die in
Ihren Händen befindliche Radirung L. Ottos1 Ihnen eine Vorstellung geben mag.
Die Statue hatte zum Schmucke des mittleren Peristyls gedient, bei dessen nord-
westlicher Ecksäule sie auf dem Fufsboden stehend gefunden wurde2. Über ihre
Ergänzung konnte kein Zweifel herrschen; dafs in der Linken ein Saiteninstrument
vorauszusetzen ist, zu dessen Befestigung im Inneren der Hand ein noch vorhan-
dener viereckiger Ansatz3 diente, wurde sofort erkannt, und nach der deshalb als
Citarista bezeichneten Figur pflegt man das Haus noch jetzt zu benennen.
Die Statue ist abgesehen von einer Oxydirung, die weniger die Form als
die Farbe beeinträchtigt, ungewöhnlich gut erhalten — fehlt doch nur das einst
aus vergänglicherem Stoffe zugefügte Instrument — und so dürfte man erwarten,
dies Werk, das zu dem Vorzüglichsten gehört, was uns überhaupt von antiker
Kunst geblieben ist, und das selbst in dem an gut erhaltenen Erzfiguren so einzig
reichen Museum von Neapel einen Ehrenplatz einnimmt, müsse zu den bekanntesten
und geschätztesten Kunstwerken gehören. Aber selbst in Kreisen, welche nicht nur
Sinn für die griechische Kunst im Ganzen bewahrt haben, sondern auch der herben
Schönheit der älteren Zeit Verständnifs entgegen bringen, ist dieser Apollon —
denn als solchen dürfen wir ihn unbedenklich bezeichnen — wenig gekannt, und
selbst in der Geschichte der Kunst hat er sich nur langsam den gebührenden Platz
erobert. Vor allem aber ist eine Präge bisher noch kaum erwogen worden, die
nach der inhaltlichen Beziehung des Kunstwerkes.

') Nach dieser Radirung, die der Künstler zu den
R. Kekule gewidmeten Bonner Studien beige-
steuert hatte, ist mit seiner und der Verlags-
buchhandlung gütiger Erlaubnifs die Abbildung
auf S. 2 hergestellt. Abbildungen finden sich
auch Museo Borbonico XV Taf. 33. Monumenti
dell' Instituto VIII Taf. 13. Annali 1865 Taf. C
S. 55 (Kekule). Derselbe, Die Gruppe des
Künstlers Menelaos Taf. 3, 1 S. 27, 7. Overbeck,
Pompeji4 S. 544. Plastik4 II S. 473. Kunstmy-
thologie, Atlas Taf. 20, 26. IV S. 169.
2) Nach dem A. Mau verdankten Bericht des Custo-
Jahrbuch des archäologischen Instituts XI.

den, der die Ausgrabung überwacht hat. Vgl.
sonst Fiorelli, Pompeianarum antiquitatum historia
II S. 583. Bullettino napoletano 1854 S. 65.
1859 S. 129 (Minervini). Der Plan des Hauses
(I, 4, 5) bei Fiorelli, GH scavi di Pompei dal
1861 al 1872 Taf. 12 S. 65, vgl. Appendice S. 19.
Overbeck und Mau, Pompeji4 S. 360.
3) Dieser Ansatz ist etwa 4cm hoch, bis zu 5 cm
breit und etwa 2*/2 cm dick. Er zeigt eine senk-
rechte Öffnung von etwa 2 cm im Geviert; in
den Seitenwänden befinden sich schmale vier-
eckige Löcher von geringer Gröfse.
I
 
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