Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 13.1898

DOI Artikel:
Habich, Georg: Hermes Diskobolos
DOI Artikel:
Graef, Botho: Die Zeit der Kodrosschale
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39819#0075
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Graef, Die Zeit der Kodrosschale.

statuarisches Motiv. Ob uns dieses andere Werk des Naukydes nicht vielmehr in
dem widderführenden Hermes37 des schönen Reliefs von einem der barberinischen
Kandelaber (Braun, Vorschule der Kunstmythologie Taf. 93) erhalten ist, bedarf
weiterer Untersuchung. Sollte sich diese Vermuthung beweisen lassen, dann bliebe
der Plinianische Text ohne Änderung bestehen und wäre ohne weiteres verständlich:
»Naukydes wird geschätzt wegen einer Mercurstatue als Diskoboi und
einer als Widderopferer.«
München. Georg Habich.

DIE ZEIT DER KODROSSCHALE.
(Tafel 4)
Ob das Zusammensein von Medeia mit Theseus und Aigeus auf der Kodros-
schale ein von Euripides unabhängiges Zeugnis der Verbindung Medeias mit Athen
sei, oder vielmehr direct den Einflufs des Euripides auf das Kunsthandwerk bezeuge,
ist eine Frage, deren Erörterung bisher wesentlich von der Erklärung der Bilder
und der Anschauung ausging, welche man von des Euripides Stellung zur Sage
hegte. Die Ansicht, dafs das Vasenbild von Euripides abhängig sei, wurde am
weitgehendsten vertreten durch Michaelis, welcher die Darstellung der Kodros-
schale in directe Beziehung zum Aigeus des Euripides setzte (Arch. Ztg. 35 S. 77
43 S. 231fr.): Aigeus auf Medeias Betreiben den Theseus gegen den Marathonischen
Stier sendend. In der Datirung des Aigeus schlofs er sich der von Wilamowitz Ana-
lecta Euripidea 175 geäufserten Vermutung an, wonach er im Jahre 428 mit dem
Hippolytos zusammen aufgeführt worden wäre. Niemand wird es heute mehr für
möglich halten, dafs die Kodrosschale nach dem Jahre 428 gemalt sei. Aber mir
scheinen die Erörterungen von Wilamowitz’s in den Excursen zu Euripides’ Medeia
(Hermes XV482) unausweichlich zu sein: Die Aigeusscene in der Medeia setzt die
Beziehungen der Medeia zum attischen Königshause voraus. Mufs man danach den
Aigeus des Euripides vor 432 datiren, so würde nach der jetzt üblichen Ansetzung
der jüngeren Vasen immer noch eine Abhängigkeit der Kodrosschale von dem
Aigeus möglich sein. Andere neigen zu der Auffassung, dafs Medeias’ Beziehung
zu Athen viel älter sei. Auch wäre eine Wirkung des Euripides auf das Kunst-
handwerk in seiner Frühzeit nicht sehr wahrscheinlich, und wenn, so ist die Art der

37) Hermes als Opferer: Hymn. Hom. III. 108; als Widder-Opferer: Fröliner, Medaillons de l’empire
romain S. 71. Vgl. Furtw. M.-W. S. 424.
 
Annotationen