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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 14.1899

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Wide, Sam: Geometrische Vasen aus Griechenland, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.41309#0036
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GEOMETRISCHE VASEN AUS
GRIECHENLAND.1
Sieben und zwanzig Jahre sind jetzt verflossen, seitdem Conze in seiner
bekannten Abhandlung »Zur Geschichte der Anfänge der griechischen Kunst«
die Aufmerksamkeit der gelehrten Welt auf die griechischen geometrischen Vasen
lenkte. Zwei Jahre später konnte G. Hirschfeld zu der von Conze entdeckten
Gruppe eine Reihe anderer geometrischer Gefäfse hinzufügen. Heut zu Tage ver-
fügen wir auf diesem Gebiete über ein überaus reiches Material, aber trotzdem ist
die Kenntnifs von den geometrischen Vasen aus Griechenland, selbst unter den
Archäologen, sehr gering. Im Allgemeinen steht man bei der Beurteilung dieser
Vasen auf demselben Standpunkt, wie der Entdecker des geometrischen Vasenstiles
in Griechenland. Wir würden aber schlechte Schüler sein, wenn wir es nicht etwas
weiter bringen könnten.
Nach der Entdeckung von Conze waren uns weite Ausblicke über grofse
Zeiträume der prähistorischen Zeit in Griechenland eröffnet worden. Durch Schlie-
mann’s glänzende Funde haben wir sodann eine prähistorische Zeit kennen ge-
lernt, die vor Homeros liegt und nach dem Hauptfundort die »mykenische« Zeit
genannt worden ist. Andererseits sind wir jetzt im Stande die Entwicklung der
älteren attischen Keramik durch verschiedene Zwischenstufen vom Aufhören des
rein geometrischen Stils bis zu dem entwickelten schwarzfigurigen Stil verfolgen zu
können. Zwischen diesen ziemlich bekannten Gebieten liegt die Zeit des geometrischen
Stils, die wir am wenigsten kennen.
Verschiedene Umstände haben es bewirkt, dafs wir trotz dem reichen
Material so wenig von dem griechisch geometrischen Vasenstil wissen. Erstens
mufs die Thatsache hervorgehoben werden, dafs abgesehen von vereinzelten Aus-
nahmen (wie Philios, Έφημερ. άρχαιολ. 1889 S. 172 ff. und Brückner-Pernice, Ein
attischer Friedhof, Athen. Mittheil. 1893 S. 73 ff.) uns über die geometrischen Vasen
in Griechenland ordentliche Fundberichte fehlen. Zweitens haben diejenigen Forscher,
die sich mit diesem Gegenstand beschäftigt haben, etwas voreilig Probleme auf-
gestellt, die nicht spruchreif waren, indem sie es versucht haben, dem Ursprung
des geometrischen Stiles nachzugehen oder den Verfertigern der betreffenden Vasen
eine bestimmte Nationalität zuzuschreiben. Und drittens vermifst man bei den
meisten Forschern auf diesem Gebiet eine nähere Bekanntschaft mit dem reichen
Material, das uns heut zu Tage zu Gebote steht. Diesem Übelstand mufs abgeholfen
werden, und zu diesem Zweck will ich im Folgenden das wichtigste Material aus
Griechenland, so weit es mir bekannt geworden ist, zusammenstellen.

*) Der Aufsatz wurde bereits im Jahre 1897 ge-
schrieben. Hieraus erklärt sich auch, dafs einige
neuere Publicationen nicht berücksichtigt sind,

auf die ohne Umarbeitung des Ganzen nicht ein-
gegangen werden konnte.
 
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