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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 14.1899

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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Die griechischen Technopaegnia
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https://doi.org/10.11588/diglit.41309#0061
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DIE GRIECHISCHEN TECHNOPAEGNIA.

Die seltsamen griechischen Gedichte, die man Technopaegnia oder Carmina
figurata nennt, haben im 16. und 17. Jahrhundert nicht nur die hervorragendsten
Philologen beschäftigt, sondern Übersetzungen und Nachbildungen ihrer Technik
und ihres Spieles in verschiedenen Sprachen hervorgerufen. Dann hat man sich
nicht nur von der abstrusen Künstelei abgewandt, sondern die Gedichte fast ver-
gessen. Die meisten modernen Theokritausgaben, die doch so viel aufnahmen, was
weder von Theokrit herriihrt noch auf seinen Namen überliefert ist, haben seine
Syrinx einfach weggeworfen, weil die ästhetische Unkritik sich den Schlufs erlaubte:
»Dies ist absurd, Theokrit ist ein Klassiker, folglich hat er dies nicht gemacht.«
Ihre Echtheit habe ich vor Jahren gerechtfertigt1; aber da verstand ich die Gedichte
erst zur Hälfte. Was sie sind, wird man erst sicher fassen, wenn man zunächst weifs,
woher sie kommen.
Die sechs Gedichte sind erhalten erstens durch unsere jungen Bukoliker-
handschriften, deren Affiliation im einzelnen noch unklar, im ganzen vollkommen
klar ist. Sie gehen auf eine Handschrift zurück, die von den Gelehrten der byzan-
tinischen Renaissance im 13. Jahrhundert aufgestöbert war2. Damals fand man Ge-
fallen an den sprachlichen Schwierigkeiten (las man doch auch Lykophron mit Vorliebe);
uns lehren die Kommentare von Pediasimus und Holobolus indessen gar nichts.
Dieselbe Überlieferung, aber beträchtlich reiner, findet sich in der Pfälzer Handschrift
der Anthologie; also ist es klar, dafs deren Schreiber oder der Sammler des s. g.
15. Buches die Gedichte aus einer Theokrithandschrift seinerzeit aufgenommen hat,
zugleich mit einer Paraphrase3. Die Übereinstimmung der Überlieferung des 13. mit
der des 11. Jahrhunderts in Fehlern und Lücken beweist, dafs alles auf eine einzige
Handschrift zurückgeht, die sich aus dem Altertum gerettet hatte, oder vielmehr
auf deren Umschrift in Minuskel mit Zufügung der prosodischen Zeichen, der Wort-
trennung und der graphischen Anordnung. Denn was man hiervon in das Altertum
zurückverlegen darf, ist schlechterdings nicht auszumachen. Also mit Theokrit ist diese

p De Lycofihronis Alexandra Greifswald 1883. Das
Programm hat den Anstofs zu der Ausgabe der
Carmina figurata von C. Hab erlin gegeben,
zuerst Göttinger Dissertation 1886, in der man
sie allein lesen kann.
2) In der weitaus besten ambrosianischen Eland-
schrift, wo είδύλλιον πτέρυγες als Nr. 20 auf Nr. 19,
Jahrbuch des archäologischen Instituts XIV.

die Epigramme Theokrits, folgt, stellt viel von
Tzetzes; in andern der besten kommt Planudisches
Gut vor.
3) Das Verhältnis des Textes ist dasselbe in den
Epigrammen Theokrits, die zum Teil unter
falschem Namen in der Sammlung des Kephalas
stehn.

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