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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 23.1908

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Wiegand, Theodor: Der Hippodrom von Konstantinopel zur Zeit Suleimans d. Gr.
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https://doi.org/10.11588/diglit.44283#0011
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DER HIPPODROM VON KONSTANTINOPEL ZUR ZEIT
SULEIMANS D. GR.
Der französische Arzt Peter Gyllius von Albi, welcher in der ersten Hälfte
des sechzehnten Jahrhunderts im Gefolge des Botschafters Gabriel Luetz d’Aramon
die Türkei bereiste, war der letzte Altertumsforscher, der aufrecht stehende Teile
vom Hallenschmuck des Hippodroms zu Konstantinopel gesehen hat; das war im
Jahre 1516. Mit großer Betrübnis schildert der ausgezeichnete Forscher in seiner
Topographia Constantinopoleos II, 299 die Zerstörung: »Als ich nach Byzanz kam,
standen noch siebzehn Säulen von weißem Marmor an der nach der Propontis
gerichteten Seite des Hippodroms . . jetzt liegen ihre Schäfte und Kapitelle umher,
denn sie wurden neuerdings gestürzt zum Bau eines Gasthauses des Sultans
Soliman. Mich schmerzte ihr Fall nicht nur, weil sie nun zerstreut am Boden
liegen, sondern besonders weil mehrere davon zu Platten zersägt wurden, um den
Boden von Bädern zu belegen und weil Kapitelle alter Kunst in barbarische Zier-
glieder und Bäckermulden verwandelt, Epistylien und Basen zu Mauerquadern
zerschnitten wurden.1)«
Kurz vor dieser Zerstörung wurde eine wichtige Zeichnung des Hippodroms
(Taf. 1) angefertigt, die auffälligerweise fast ganz ohne Beachtung geblieben ist.
Ihr Urheber ist ein ausgezeichneter holländischer Künstler, Pieter Koeck van Aalst,
von dessen Arbeiten bis auf die unten besprochenen Holzschnitte und einige
Buchillustrationen für seinen später begründeten Verlag heute nichts nachzuweisen
ist. Weder in E. Oberhummers Ausgabe der Leidener Handzeichnungen Melchior
Lorichs’ ist das Blatt erwähnt, obwohl der Hippodrom dort in einem besonderen
Textabschnitt behandelt ist2), noch in A. Mordtmanns topographischen Studien3).
Auch ist die Person des Künstlers derart in Vergessenheit geraten; daß sich in

') Vgl. Unger, Quellen zur byzantinischen Kunst-
geschichte 290. Über d’Aramon und Gyllius vgl.
Le Voyage de Monsieur d’Aramon, Ambassadeur
pour le Roy en levant, escript par noble homme
Jean Chesneau, publie et annote par M. Ch. Schefer,
Paris 1887 (Band VIII des Receuil de voyages
et de documents pour servir ä l’histoire de la
geographie).
2) Konstantinopel unter Suleiman d. Gr. Auf-
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXIII.

genommen 1565 durch Melchior Lorichs aus
Flensburg, München 1902. — Die Zeichnung
ist auch nicht in Oberhummers Artikel »Con-
stantinopolis« in Pauly-Wissowas Realencyklo-
pädie Bd. IV s. h. v. erwähnt.
3) Ancien plan de Constantinople imprime entre
1556 et 1574 avec notes explicatives par
Caedicius, Constantinople, Lorentz und Keil.
(Ohne Jahr).
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