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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 27.1912

DOI Artikel:
Dütschke, Hans: Das Musenrelief Chigi der Villa Cetinale bei Siena
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https://doi.org/10.11588/diglit.44287#0143
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H. Diitschke, Das Musenrelief Chigi der Villa Cetinale bei Siena.

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Abb. i. Musenrelief Chigi. (Nach Röm. Mitteil. VIII Taf. II/III.)

DAS MUSENRELIEF CHIGI DER VILLA CETINALE BEI
SIENA.

I.
Über das Musenrelief, das sich ziemlich abseits der großen Reiselinie, fünfzehn
Kilometer von Siena entfernt, in der Villa Cetinale des Marchese Angiolo Chigi
befindet, sind viel schöne Worte gesagt worden. Auf allem, was griechischer Meißel
geschaffen1), ruht ja ein eigner Zauber. Und daß dem Relief eine griechische Er-
findung zugrunde liegt, daran hat man nie gezweifelt, seitdem in den Römischen
Mitteilungen 2) eine gute Abbildung erschienen war. Man hat es geradezu als Quelle
angesehen, aus der sich die Kenntnis für Praxitelische oder Nachpraxitelische Motive
für Gesichtstypus, Gewandformen und Bewegungen schöpfen oder bestätigen ließ 3).
Nur schade, daß man sich über die Darstellung des wichtigen Reliefs nicht einig
geworden ist oder sie mit der Formel der »Verherrlichung eines Dichters durch die
Musen« abzutun gemeint hat. Diese Formel 4) ist vor mehr als 200 Jahren auf-
gestellt, als die Archäologie noch in den Kinderschuhen stak. Ich glaube, sie ist
nicht mehr haltbar. Und da mir kürzlich durch den liebenswürdigen jetzigen Be-
sitzer der Villa, den Marchese Angiolo Chigi, die Möglichkeit verschafft worden
ist, das Bildwerk in aller Muße zu betrachten, möchte ich meine Beobachtungen
über das wohl mehr gepriesene als gesehene Relief im folgenden mitteilen.
Die wiederholte, oben (Abb. 1) beigegebene Abbildung überhebt mich einer
9 Der recht feinkörnige Marmor kann griechisch 4) Über ihren Mißbrauch s. meine Ravennat.
sein. Studien 184 ff. Sie wird, wie ich soeben sehe,
2) VIII 1893, T. II/III. mit Recht auch von A. v. Salis, Der Altar von
3) Vgl. F. Studniczka, Wiener Philologenvcrs. 1893, Pergamon S. 140,1, für das Grabrelief des Hiero-
S. 82. nymos von Rhodos zurückgewiesen.
 
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