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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 28.1913

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Thiersch, Hermann: Zum Problem des Tegeatempels
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Duhn, Friedrich von: Zur Deutung des klazomenischen Sarkophags in Leiden
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https://doi.org/10.11588/diglit.44288#0288
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F. v. Duhn, Zur Deutung des klazomenischen Sarkophags in Leiden.

gewöhnlich festlichen und stattlichen Bau einmal freien Lauf lassen konnte, das
wissen wir nun auch vom Didymaion. D. h. seit Th. Wiegand festgestellt hat, daß
die barocken figuralen Zusätze in den jonischen Kapitellen der dortigen Peristase
ausschließlich den Ecksäulen der Front zugehörten, und zwar jeweils so, daß an
der äußeren Ecke eine Greifenprotome vorsprang, in der Mittelachse ein Stierkopf
und an Stelle der anderen Volute eine Götterbüste I). Zu isoliert stehenden Einzel-
säulen vor den Tempelecken war in Didyma kein Platz. Die Wettläufe der Agone
fanden hier dicht um das Tempelrechteck selbst statt. Da durfte nichts im Wege
stehen in der eng umrahmten Bahn. Aber der Architekt hat gleichsam als Ersatz
dafür in die Ecksäulen der Peristase hineingesteckt, soweit das pars pro toto mög-
lich war, was er in vollen Gestalten auf besonders postierten Säulen nicht auf-
stellen konnte. So gibt er den Eckkapitellen Abbreviaturen der Götter und des
heiligen Tieres bei, das als Greif zu diesem apollinischen Heiligtum gehört.
So kämen die drei Säulenordnungen und die Nichtgiebelfiguren von Tegea
in Ordnung, die architektonische, wie die plastische Schwierigkeit wäre behoben.
Der im tegeatischen Lande vorhandene Antagonismus, Arkader und Dorer, wäre
also nicht nur in den· beiden Giebelfeldern (Meleager, Atalante — Telephos, der
Heraklide), sondern auch in den agonalen Zutaten wie in den Tempelfesten selbst
zum Ausdruck gekommen. Die beiden jonischen Einzelsäulen mit ihren krönenden
Statuen wären nur seine am meisten in die Augen fallenden Exponenten gewesen.
Freiburg i. Br. Η. T h i e r s c h.

ZUR DEUTUNG DES KLAZO MENIS CHEN SARKOPHAGS
IN LEIDEN.
Die Fierausgeberin der Leidener Bruchstücke des klazomenischen Sarkophags
schreibt (ob.S.59): »An beiden Seiten desTumulus steht je ein bewaffneter Kämpfer.«
Das ist unrichtig. Sie stehen nicht, sondern steigen die Stufen hinauf. Man steigt
aber keine schmalen Stufen hinauf, wenn man kämpfen will, sondern bleibt unten,
wo man dazu Platz hat, die Stufen sind ja nur das Bema für den »Bomos« (so der
gleiche Tumulus inschriftlich bezeichnet auf der Münchener Vase Gerhard AV III,
223 = Thicrsch, Tyrrh. Amph. Taf. I) und bieten keinen Zugang zu einer Fläche,
auf der gekämpft werden könnte. Weiter: der Rechtsstehende habe schon sein
Schwert gezogen, die Handlung des Linksstehenden sei infolge von Beschädigung
nicht klar. »Auf jeden Fall aber ist dieser der Angegriffene.« Wäre der Linksstehende
ein Angegriffener, so würde er, der selbst dem Angreifer entgegen die Stufen empor-
steigt, doch sein Schwert, das er bei so unmittelbar bevorstehendem Nahkampf

') Siebenter vorläufiger Miletbericht, 53.
 
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