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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 31.1916

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Buschor, Ernst: Neue Duris-Gefässe
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Hekler, Antal: Marmortorso einer Athletenstatue in Budapest
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https://doi.org/10.11588/diglit.44517#0109
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A. Hehler, Marmortorso einer Athletenstatue in Budapest.

Seit Hartwigs »Meisterschalen«, Furtwängler-Hausers »Griechischer Vasenmalerei«
und Beazleys eindringenden Forschungen über die Vasenmaler ist diese kontrastvolle
Welt immer greifbarer geworden, und wir ahnen immer mehr, daß die unpersönliche
Auffassung der Stilentwicklung, zu der wir auf dem Gebiete der Plastik meist ver-
dammt sind, eine starke und oft gewaltsame Abstraktion von dem bunten Reichtum
der Wirklichkeit darstellt, und zwar in weit höherem Maße als in der handwerklichen
Sphäre des Kerameikos. Wir erleben es, den letzten Zweiflern zum Trotz, daß die
antike Kunst so gut wie die nachantike den Stempel genialer Persönlichkeiten und
ihres heftigen Kampfes mit der Natur, mit dem Hergebrachten, mit der künst-
lerischen Umwelt trägt, und daß die edelste Aufgabe des Kunsthistorikers auch für
den Erforscher der Griechenkunst ihre innere Berechtigung nicht verliert: die Ver-
knüpfung des Fortschreitens auf einem großen, geistigen Gebiet mit individuellem
Menschcnschicksal.
München. Ernst Buschor.

MARMORTORSO EINER ATHLETENSTATUE
IN BUDAPEST.
Mit Tafel 5.

Das Museum für bildende Kunst in Budapest besitzt schon seit mehreren Jahren
einen Jünglingstorso, dessen Bedeutung bei richtigem Verständnis die engen
Grenzen eines Kataloges weit übersteigt und eine besondere Veröffentlichung be-
gründet erscheinen läßtT).
Der 61 cm hohe Torso (Tafel 5, Abb. I und 1 a) aus gräulich-weißem, groß-
körnigem, pentelischem Marmor wurde im Pariser Kunsthandel erworben und
stammt aus den durch interessante Skulpturenfunde bereits im 17. Jahrhundert
bekannten Ruinen einer römischen Thermenanlage bei Saint-Colombe-lez-Viennes 2).
Erhalten ist nur der Rumpf — ein straffer, sehniger Jünglingskörper in stark
gebückter, vorgebeugter Haltung — mit den Ansätzen der Oberarme und Ober-
schenkel. Die dem Leibe eng angeschlossenen Oberarmstümpfe deuten auf eine ab-
wärts, höchstens leicht vorwärts gestreckte Haltung der Arme. Auch die Ober-
schenkel mußten, wie die Ansätze beweisen, schräg vorwärts verlaufen, wobei sich
als Standmotiv ein leichtes Sichducken mit eingebogenen Knien ergibt. Damit sind
die Grundzüge einer bewegten, mit Spannung gefüllten Athletenstatue gegeben,
der Sinn der Darstellung, das eigentliche Motiv muß aber erst noch erschlossen werden.
Nur die restlose Aufklärung der künstlerischen Konzeption verbürgt uns die be-

) Vgl. Wollanka: Az antik szoborgyüjtemeny
magyarazo katalogusa S. 161 Nr. 141; sodann
den Fundbericht: Comptes-rendus de l’Academie
des inscriptions et beiles lettres 1907 p. 87 fig.
9—10. (Heron de Villefosse) und Esperandieu:
somm. Nr.

Recueil general des bas-reliefs de la Gaule ro-
maine III, p. 399, no. 2599.
;) Vgl. Comptes-rendus a. a. 0.; den größten Ruhm
unter den Funden hat der nach dem Louvre ge-
langte Torso der kauernden Venus erlangt: Cat.
2240.
 
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