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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 38/​39.1923/​1924(1924)

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Studniczka, Franz: Imagines illustrium
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Buschor, Ernst: Das Schirmfest
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https://doi.org/10.11588/diglit.44819#0141
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Ernst Buschor, Das Schirmfest.

Es ist mir wohl bewußt, wie viel noch zu sagen bleibt. Doch wird es sich besser sagen
lassen, wenn das Vorgetragene, wie ich hoffen möchte, Anlaß gibt, diese gar nicht
zu überschätzenden Bildnisgemälde wirklich ausreichend bekanntzumachen, nicht
nur in großen Lichtaufnahmen, auch in Farbendrucken. Der gegebene Ort dafür
sind Paul Herrmanns schon allzulange ruhende Denkmäler der Malerei. Eine voll-
ständigere und tiefer gegründete Übersicht des ganzen Stoffgebietes wird dann ihm
selbst und anderen ermöglichen, in der Würdigung unserer Bilder sowohl als Kopien
frühhellenistischer Meisterwerke, wie als Arbeiten römisch-kampanischer Wand-
malerei weiterzukommen. Aber' wann wird das wieder möglich sein?
Weitere imagines illustrium sollen hier bald nachfolgen.

Leipzig, April 1924.

Franz Studniczka.

DAS SCHIRMFEST.
I. Am Skiren-Fest kam den aristophanischen Weibern der Einfall, mit den
Mänteln und Stöcken ihrer Männer bewaffnet und mit vorgebundenen falschen Bärten
an der Volksversammlung der Männer teilzunehmen; zweimal sagt dies die Wort-
führerin der Ekklesiazusen ausdrücklich (v. 18 und 59). Es war ein Frauenfest, wie
auch aus den Thesmophoriazusen hervorgeht (v. 834), eine Art Gegenstück zu den
Thesmophorien (Thesm. 834; C. I. A. II Nr. 573 b; Hermes XX 367 ff.), den eleusi-
nischen Gottheiten gefeiert, mitten im Hochsommer, am 12. Tag des Monats Skiro-
phorion, der von dem Fest seinen Namen hatte. Gerade aus dem Monatsnamen müssen
wir schließen, daß die Frauen an diesem Festtag σκίρα trugen; den Namen etwa von
einer unbekannten Gottheit mit dem Beinamen σκιροφόρος abzuleiten, ist nicht
möglich. Da aber dieses Tragen von σκίρα bei den späten Erklären! keine Rolle mehr
spielt, da sie im Gegenteil bei der Erklärung des Festnamens hin und her raten und
ihre Unwissenheit offen eingestehen, muß dieser altmodische Brauch in der Spätzeit
des Altertums gänzlich abgekommen sein. Die Spätleute dehnen die σκίρα in σκίρα,
bringen sie mit der Athena Skiras, mit dem Ort Skiron in Verbindung; oder aber
sie erklären σκίρον — σκιάδειον, sprechen von einem Fest der Sonnenschirm-Göttin
Athena, von einer Prozession, an der männliche und weibliche Priester unter einem
Baldachin nach Skiron zogen usw. Andere wieder reden von Opfern, die an diesem
Fest der Demeter und Kore dargebracht wurden, und setzen die Skirophorien zu den
geheimnisvollen Thesmophorien in Beziehung.
Aus diesem Wust von Nachrichten, über den am besten Robert im Hermes XX
orientiert, geht hervor, daß das Fest im Lauf der Zeit seinen Charakter stark verändert
hat. Spätestens in Lysimachides’ Zeit war an die Stelle der alten Begehung der Frauen
eine feierliche vom Erechtheuspriester und der Athenapriesterin geführte Prozession
getreten, gleichsam ein Besuch der Herren des attischen Landes bei den eleusinischen
Gottheiten (Hermes XX 361 u. 378), und Athena war so stark in den Vordergrund
 
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