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GRIECHISCHE GRABSTELE.
Hierzu Tafel 8.

Im Januar 1902 führten den Professor Orazio Marucchi in Rom seine epi-
graphischen Streifzüge in die kleine Kirche 5. Lorenzo in foro piscium an der Süd-
seite der Piazza Rusticucci; in einer Rumpelkammer sah er gegen die Wand eine
große Marmorplatte lehnen, die er wenden ließ, da
er auf der abgewandten Seite eine Inschrift vermutete.
Groß war sein Erstaunen, als er des Reliefs ansichtig
wurde, das unsere Tafel wiedergibt (Höhe 1,395 m,
Breite 0,64 m, Tiefe 0,087 m)· Man konnte ihm nur
erzählen, daß die Platte bis vor einigen Jahren auf
einem kleinen, der Kirche benachbarten Hofe die
Öffnung eines Abzugsgrabens, das Bildwerk nach
unten, bedeckt haoe; von da sei sie entfernt worden
und in die Rumpelkammer gewandert, da keiner die
Edguren beachtet habe. Marucchi setzte alles daran,
das Kunstwerk, dessen hohen Wert er sofort er¬
kannte, aus seinem Versteck zu retten, wozu das
Papst-Jubiläum Leos XIII. erwünschte Gelegenheit
gab. Er bewog die Oberen der Congregazione degli
Scolopi, denen die Kirche gehört, das Relief dem
Papste zu schenken. Und so gelangte es in das
Vaticanische Museum, in dem es alsbald an dem
rechten Pfeiler des Durchgangs von der Galleria delle
statue zum Gabinetto delle maschere einen vorzüg¬
lichen Platz erhalten hat k
Aber wir können die Geschichte des Marmors
noch weiter zurückverfolgen. In den Jahren 1572
bis 1577 weilte der französische Bildhauer Pierre
Jacques in Rom, wo er eine große Menge antiker
Skulpturen zeichnete; auf einem Blatt seines Albums,
das kürzlich von Sal. Reinach publiziert worden ist'2 (Abb. 1), erkennt man mit Leichtig-
keit unser Relief wieder, wie denn auch Furtwängler in der Anzeige der Reinachschen


Abb. 1.

’) Vgl. die erste Publikation der Stele in den
Atti della Poniificia Academia romana di archeo-
logia 1902, S. 473 ff., Taf. II.
2) L’album de Pierre Jacques sculpteur de Reims,
Jahrbuch des archäologischen Instituts XVIII.

Paris, Leroux, 1902. Einige Blätter, darunter
gerade die Zeichnung der Stele, wurden schon
von Geffroy in den Melanges de Rome 1890,
S. 183, Taf. IV publiziert.

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