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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 17.1902

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Michaelis, Adolf: Die Bestimmung der Räume des Erechtheion: epikritische Bemerkungen zu E. Petersens Aufsatz
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https://doi.org/10.11588/diglit.47179#0091
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Michaelis, Die Bestimmung der Räume des Erechtheion.

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DIE BESTIMMUNG DER RÄUME DES
ERECHTHEION.
EPI KRITISCHE BEMERKUNGEN ZU E. PETERSENS AUFSATZ (S. 59 F.).
Petersen sucht (S. 62) den wahren Grund meiner Auslegung von Pausanias
Erechtheions-Periegese anderswo, als wo ich selbst (oben S. 16) ihn angegeben habe.
Der Ausgangspunkt für meine Ansicht über die Bestimmung der beiden Räume des
Erechtheion war nicht eine immerhin bestreitbare Deutung von Worten des Pausanias,
sondern die von Dörpfeld erkannte bauliche Thatsache, dafs die Fufsbodenplatten
des Westraums (D auf S. 14h) doppelt so dick waren (etwa 0,45 m) wie die übrigen;
daraus zog er die Folgerung, dafs diese Platten einen Hohlraum überdeckt haben
müssen. Dies erwähnt'auch Petersen (S. 63), würdigt aber diesen doch sehr der
Erklärung bedürftigen Umstand keiner weiteren Beachtung. Die Tafeln zur Arx
XXIII, A* und XXV, C* (bei w) machen den Sachverhalt deutlich1; die Innenansicht
der Westmauer auf Tafel XXIV, D* zeigt weiter, dafs diese dicke Quaderschicht,
unmittelbar unter den Orthostaten der Mauer, sich längs der ganzen Westwand
hinzieht. Einzelne Quadern springen noch heute aus der Flucht der Wand soweit
vor, dafs ihre einstige Fortsetzung nach dem Raum D hin keinem Zweifel unterliegt.
Also war dieses ganze Westgemach mit jenen starken Platten belegt; sie überdeckten
einen unterirdischen (später von der türkischen Cisterne eingenommenen) Raum von
ungefähr 80 Kubikmetern Inhalt (Länge 9,75, Breite 4,30, Höhe etwa 2,00 m). Dieses
geräumige Souterrain mufs einen bestimmten Zweck gehabt haben. Was kann es
aber wohl anders gewesen sein als eine Cisterne? Petersen wolle doch angeben,
wozu der Raum sonst gedient haben sollte. So lange dies nicht in annehmbarer
Weise geschehen ist, mufs ich hierin mit Dörpfeld das φρέαρ erkennen, in dem
sich das ύδωρ θαλάσσιον befinden sollte. Auf diesen thatsächlichen Befund hin
habe ich die θάλασσα ΈρεχθηΙς in dem Westraume D angesetzt; dieser mufs also
auch das προστόμιον enthalten haben, nach dem das Gemach in den Inschriften als
προστομιαΐον bezeichnet wird. Dem widerspricht auch durchaus nicht das Wort
ένδον bei Pausanias, denn die Cisterne ist in der That ένδον, im Inneren des Ge-

J) Die Durchschnitte bei Middleton, Plans and
Drawings of Athenian Buildings (Journ. Hell.
Stud., Stippl. paper no.3), Taf. 19 und insbesondere
Taf. 22, sind irreführend, indem hier ohne Gründ
angenommen wird, dafs die dicken Deckplatten
der Cisterne auf die Hälfte ihrer Dicke redu-
ziert worden wären mit Ausnahme einer Stufe,
die sich auch im Innern, ebenso wie aufsen,
längs der Westmauer hingezogen hätte. Aber
erstens lag für eine solche Stufe im Inneren
gar kein Grund vor, zweitens würde diese Ab-
Jahrbuch des archäologische n Instituts XVII.

arbeitung der Platte auf fast zwei Drittel ihrer
Länge eine zwecklose Materialvergeudung ge-
wesen sein, die drittens überdies die Haltbarkeit
der Cisternendecke ganz unnötigerweise ge-
schwächt haben würde. Falsch ist dort eben-
falls die Annahme, dafs die ursprüngliche West-
thür ebenso tief hinabgegangen wäre, wie die
heutige Thür der späteren Kirche; für diese
ist vielmehr, wie die rohe Bearbeitung zeigt,
die Schwelle der Thür um eine Stufenhöhe
tiefer gelegt worden.
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