Zusammenfassung
Kaum ein anderes gesellschaftliches Phänomen illustriert die Interdependenz von Politik und Medien so klar wie Skandale. Zur Entstehung von Skandalen genügt nicht allein die Existent von Missständen in Politik und Gesellschaft. Vielmehr bedarf es ihrer Anprangerung im öffentlichen Raum und einer entsprechenden Resonanz innerhalb des Mediensystems. Sie erst lässt Missstände in den Augen der Bevölkerung als nicht tolerierbar und damit änderungsbedürftig erscheinen. Fast alle Skandale beruhen auf Missständen — sozialen Tatsachen, die in mehr oder weniger zahlreichen Segmenten der Gesellschaft mehr oder weniger homogen als falsch empfunden werden. Nicht alle Missstände entwickeln sich zu Skandalen. Zum Skandal wird ein Missstand erst durch die Perspektive, aus der man ihn betrachtet. Ein Missstand wird zu einem Skandal, wenn er in relevanten Teilen der Medien bzw. der Gesellschaft Empörung hervorruft. Die Voraussetzung dafür ist in modernen Gesellschaften fast immer eine entsprechende Darstellung in den Medien. Die Medien machen Missstände zu Skandalen, indem sie sie anprangern, wobei sie häufig die Sichtweisen anderer Akteure im vormedialen, u. a. politischen Raum übernehmen.1
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Literatur
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Kepplinger, H.M., Ehmig, S.C. (2004). Ist die funktionalistische Skandaltheorie empirisch haltbar? Ein Beitrag zur Interdependenz von Politik und Medien im Umgang mit Missständen in der Gesellschaft. In: Imhof, K., Blum, R., Bonfadelli, H., Jarren, O. (eds) Mediengesellschaft. Mediensymposium Luzern, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95686-6_18
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