Skandinavischer Raum (bis in die Gegenwart)

Zusammenfassung

Seit den 1860er Jahren und mit dem sogenannten Modernen Durchbruch scheint das Versepos in Skandinavien tot und vollständig ersetzt durch die ‚bürgerliche Epopöe‘ (Lukács), den Roman. Dies trifft insbesondere für das traditionelle Epos zu mit seiner formalen Orientierung an den Versmaßen der Antike oder des Mittelalters und seinen Erzählungen aus einer heroischen und/oder mythischen Vorzeit. Zum einen erscheinen solche Erzählungen nun zeitgemäßer und leichter zu rezipieren in dem im 19. Jh. entstandenen und ungemein erfolgreichen historischen Roman, zum anderen geht das Interesse an ihnen mit dem Verebben von Romantik und Romantizismus merklich zurück. Nicht-traditionelle Epen wie Ørsteds Luftskibet oder Paludan-Müllers Adam Homo mit ihrer Umdeutung der Gegenwart als einer neuen heroisch-mythischen Zeit (s. Kap. 31) erscheinen demgegenüber von vornherein als anachronistisch, als Vorläufer von Romanen, an die sich ihre Verfasser lediglich nicht heranwagen wollten.