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Zwischen Co-Terrorismus und Lebensweltorientierung: Ist das Internet ein geeignetes Feld der Radikalisierungsprävention?

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Propaganda und Prävention

Part of the book series: Interkulturelle Studien ((IKS))

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Zusammenfassung

Ausgehend von einem Begriffsverständnis, dem zu Folge Radikalisierung als eine typische Begleiterscheinung gesellschaftlicher Entwicklung verstanden wird, die nicht automatisch in Gewalt oder gar Terrorismus mündet, werden Grundzüge einer Handlungsperspektive einer lebensweltorientierten und ideologieunspezifischen Radikalisierungsprävention entwickelt. Im Lichte einer solchen Perspektive erscheint das Internet aufgrund bestimmter Einschränkungen nicht als vordringlicher Raum der Radikalisierungsprävention.

Dieser Beitrag spiegelt die Betrachtungen und Einschätzungen des Autors wider – diese entsprechen nicht notwendigerweise denen des BKA. Der Autor bedankt sich bei Brahim Ben Slama und Ali Hedayat für wertvolle Diskussionen und Anregungen.

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Notes

  1. 1.

    Co-Terrorismus bezeichnet – im Vorgriff auf die weitere Darstellung – die nicht-intendierten, kontraproduktiven Bemühungen bei der Prävention und Bekämpfung von Terrorismus/Extremismus (ausführlich Kemmesies 2006a).

  2. 2.

    ‚GIDA‘ steht für ‚Gegen die Islamisierung des Abendlandes‘. Mit diesem Kürzel werden soziale Bewegungen bzw. Gruppierungen assoziiert, die sich in der Regel aus Ressentiments gegenüber Fremden im Allgemeinen und Muslimen im Besonderen gegen den Zuzug – vor allem nicht europäischer, muslimischer – Personen aussprechen.

  3. 3.

    Die Differenzierung zwischen den Systemebenen geht auf das entwicklungspsychologische Modell von Urie Bronfenbrenner (Ökologie der menschlichen Entwicklung – 1978) zurück, welches die Grundlage für das Theoriemodell zur Erklärung von ‚Radikalisierung – Extremismus – Terrorismus‘ an der Forschungsstelle Terrorismus/Extremismus des BKA bildet (ausführlich: Kemmesies 2006b, S. 16 ff.).

  4. 4.

    Nur am Rande sei darauf verwiesen, dass hierzu die Forschungs- und Literaturlage bisweilen nebulös ist und mitunter weniger Orientierung stiftet, denn Irritation auslöst, indem nicht hinreichend zwischen den unterschiedlichen Ebenen im gesellschaftlichen Radikalisierungsgeschehen differenziert wird: Das Verhältnis hinsichtlich der Einflussstärke von personen- und umweltbezogenen Faktoren stellt sich auf der Ebene individueller, kleingruppenbezogener und auf gesellschaftliche Großgruppen/Milieus bezogener Radikalisierungsprozesse unterschiedlich dar (ausführlicher etwa: Kemmesies 2017a, S. 7 ff.). Und der Gemeinplatz bzw. Generalbefund, dass sich jegliches Radikalisierungsgeschehen höchst spezifisch, einzigartig bzw. individuell darstellt, sei hier der Vollständigkeit halber ebenfalls am Rande erwähnt (etwa: Sawyer und Hienz 2017, S. 49 ff.).

  5. 5.

    Zu weiteren Bestimmungsmerkmalen sozialer Bewegungen, wie etwa Bildung von Netzwerken/Organisationen, Kontinuität des Protestgeschehens, Herausbildung einer kollektiven Identität , vgl. zusammenfassend etwa: Roth und Rucht (2008, S. 13 f.).

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