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Kommunikatorebene

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Das Nachrichtenverständnis junger Menschen
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Zusammenfassung

Die Kommunikationswissenschaft beschäftigt sich „mit dem Prozess menschlicher Verständigung, seinen Voraussetzungen, Rahmenbedingungen, Mitteln, Formen, Störungen und Folgen“ (Beck 2013a: 163). Bei der Analyse massenmedialer Kommunikation versucht sie, wie Maletzke (1998: 71) unterstreicht, mit Modellen bestimmten Themen und Aspekten „ihren Standort und Stellenwert im Rahmen eines Systems zuzuweisen“. Als „Fixpunkte“ (ebd.) gelten im traditionellen Verständnis bestimmte Faktoren, die jeder Mediennutzer aus seinem Alltag kennt: Wer etwa eine gedruckte Zeitung liest, hält eine Nachrichtenquelle in seinen Händen.

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Notes

  1. 1.

    Massenmedien werden unterschiedlich beschrieben, einige Definitionen betonen vorwiegend technische Aspekte (vgl. Meier 2018: 127 ff). Eine einflussreiche terminologische Bestimmung hat dazu Maletzke (1963: 32) vorgelegt: „Unter Massenkommunikation verstehen wir jene Form der Kommunikation, bei der Aussagen öffentlich durch technische Verbreitungsmittel indirekt und einseitig an ein disperses Publikum vermittelt werden.“ (Hervorhebung im Original). Andere Definitionen schließen inhaltliche Aspekte ein, wonach es der Auftrag der Massenmedien ist, den Bürgern zu helfen, mündige Entscheidungen zu treffen. Indem sie „Informationen beschaffen, verbreiten, bewerten und politische Institutionen bzw. politisch Handelnde kontrollieren und kritisieren“ (BPB 2011), tragen sie zu einem freien und pluralistischen Mediensystem bei (vgl. Drentwett 2009: 61 ff). Diese zweite Lesart umfasst Leistungen, die üblicherweise von Journalisten in einer Gesellschaft erbracht werden. Die knappe Gegenüberstellung macht deutlich, dass die Abgrenzung zwischen Massenmedien und Journalismus nicht immer eindeutig ist (vgl. Maletzke 1998: 45 ff; Blöbaum 1994: 84). Kohring (1997: 263) kritisiert die mangelnde Unterscheidung und inkonsistente Begriffsverwendung: „Die Gleichsetzung von Journalismus mit Massenmedien impliziert die Vorstellung von Journalismus als bloßem Informationsvermittler. An ihre Stelle tritt die strikte Unterscheidung von journalistischer Kommunikation als spezifischer Sinnkonstruktion und technischen Verbreitungsmedien als genereller Voraussetzung für interaktionsfreie Kommunikation.“. Zum Begriff Massenkommunikation siehe auch Kunczik und Zipfel (2005: 49 ff), eine Liste ihrer Aufgaben und Funktionen findet sich etwa bei Drentwett (2009: 61 ff), Bonfadelli (2010: 121 ff) hat passende Modelle und Typologien zusammengefasst. Maletzke (1998: 50 ff) hat sich mit der Vieldeutigkeit des kürzeren Begriffs Medium auseinandergesetzt. Journalismus wird in den nachfolgenden Kapiteln näher definiert.

  2. 2.

    Der Begriff Kommunikator umfasst nicht nur Journalisten, er ist eine Sammelbezeichnung für alle, „die – in welcher Form auch immer – an der Produktion und Publikation von Medieninhalten beteiligt sind“ (Pürer 2014: 110). Hierzu gehören unter anderem Archivare, Sendungsplaner, Fotografen, Layouter, Cutter, Verleger, Herausgeber und viele mehr (ebd.). Die vorliegende Arbeit muss jedoch eine Eingrenzung vornehmen und beschränkt sich auf Journalisten, weil sie die zentralen Urheber von Nachrichten sind. Dass ihre Arbeit vielfältigen Einflussfaktoren auch anderer Kommunikatoren ausgesetzt ist, wird in Abschnitt 2.1.5 detailliert beschrieben.

  3. 3.

    Die rechtlich ungeschützte Berufsbezeichnung Journalist ist ein Kennzeichen vieler freiheitlicher Demokratien. In Deutschland ist die journalistische Berufsfreiheit zudem eine deutliche Lehre aus der Gleichschaltung der Medien durch die Nationalsozialisten (vgl. Hangen 2012: 1; Stöber 2013: 197; Kunczik/Zipfel 2005: 146). Die ungeschützte Berufsbezeichnung führt jedoch auch dazu, dass manche Menschen vorgeben, Journalisten zu sein, obwohl sie es faktisch nicht sind. Wie relevant diese Frage ist, hat sich im Jahr 2020 gezeigt, als einige Pseudo-Journalisten mithilfe der AfD in das Reichstagsgebäude eingedrungen waren und Abgeordnete anderer Parteien bedrängt hatten (vgl. Hanfeld 2020).

  4. 4.

    Eine Übersicht verschiedener Definitionsversuche bis zurück ins 19. Jahrhundert hat Weischenberg (2004: 38 ff) vorgelegt.

  5. 5.

    Journalismus-Definitionen können in der Literatur noch weiter klassifiziert werden, wie Donsbach (2009: 82) unterstreicht. Er sieht Definitionen nach Strukturmerkmalen, normativem Berufsverständnis und empirischen Leistungen. Eine Übersicht zu Traditionen und Ansätzen der Journalismusforschung findet sich etwa bei Raabe (2005: 15 ff). Das wissenschaftliche Verständnis von Journalismus haben Neuberger und Kapern (2013: 28) auf sieben zentrale Aspekte verdichtet.

  6. 6.

    Zur Geschichte redaktioneller Berufsverbände und Journalisten-Organisationen siehe Weischenberg (1995: 507 ff).

  7. 7.

    Wie sich journalistische Anforderungen und Kompetenzen wandeln, zeigt beispielsweise die Tartu Declaration der European Journalism Training Association (EJTA 2013). Die Autoren heben die aus ihrer Sicht wichtigsten journalistischen Kompetenzen hervor. Neben klassischen Tugenden wie dem Bekenntnis zur Demokratie und einer sauberen Arbeitsweise geht es auch um neuere Aspekte wie verstärkte Interkation mit der Öffentlichkeit und die Kompetenz „to act as an entrepreneurial journalist“.

  8. 8.

    Vertiefende Betrachtungen zum Bereich PR (und dem Verhältnis zum Journalismus) finden sich etwa bei Meier (2018: 212 ff), Pürer (2015a: 72 ff), Kunczik/Zipfel (2005: 187 ff) und Röttger (2010: 25 ff).

  9. 9.

    Nach Pöttker (2008: 70) bedeutet Professionalität, „sich der Aufgabe seines Berufs bewusst zu sein und die Regeln zu befolgen, die sich im Hinblick auf diese besondere Aufgabe entwickelt haben. Regeln, die nur für diesen Beruf gelten und ihn von seiner sozialen Umwelt abgrenzen“.

  10. 10.

    Eine Information kann definiert werden als „Aussage über die Realität, die für den Empfänger der Information eine gewisse Relevanz hat“ (Schweiger 2017: 27).

  11. 11.

    Dies verweist auf weitere Begriffsverwendungen: Oft wird Nachricht als Synonym für die Darstellungsform Meldung genutzt (vgl. Wolff/Palm 2013: 230). Darüber hinaus sind mit dem Plural Nachrichten oft spezifische Radio- und Fernsehsendungen gemeint, „für die charakteristisch ist, dass die einzelnen Sendungen vor allem aus Beiträgen bestehen, die Nachrichten sind“ (Renner 2014: 1).

  12. 12.

    Die Nachricht ist als konstitutives Berufsmerkmal anzusehen: Sammeln und Verbreiten von Nachrichten haben entscheidend zum Entstehen des modernen Journalismus beigetragen. „Die Nachricht bildet sich aus, damit Journalismus seine Funktion in der Gesellschaft besser erfüllen kann. Nachricht als Element des Journalismus entsteht in einer Gesellschaft auf dem Weg in die Moderne.“ (Blöbaum 1994: 142 f; vgl. Klaus 2002: 621).

  13. 13.

    Das Internet ist kein Medium im klassischen Sinne, sondern „die Basis für eine vielfältige Reihe von anwendungs- und Nutzungsmöglichkeiten“ (Pürer 2015b: 146). Mit dem Begriff Internet ist häufig nur sein populärster Teil, das World Wide Web (WWW), gemeint (vgl. ebd.: 147; Beck/Jünger 2019: 7 ff; Lorenz 2009: 75 ff; Wilke 2009b: 331 ff). Aus pragmatischen Gründen verwendet die vorliegende Arbeit das eingebürgerte Begriffsverständnis.

  14. 14.

    Auch in autoritären und totalitären Systemen gibt es Nachrichten und Berichterstattung, häufig allerdings nicht im eingangs beschriebenen Sinne, weil sich das Kommunikationsziel fundamental unterscheidet. Nachrichten sind dort teilweise gelenkt und Teil von Propaganda, „die Absicht der systematischen Änderung von Einstellungen und Meinungen durch ein instrumentalisiertes (Massen-)Medium“ (Graber/Lindemann 2018: 54; vgl. Fengler 2016: 183; Bentele 2013c: 279 f). Eine Übersicht idealtypischer Institutionalisierungsformen haben Jarren und Meier (2002: 103) vorgelegt.

  15. 15.

    Arnold, B. (2016: 84) sieht vier übergeordnete Formen der Außenbeeinflussung. Sie beziehen sich auf Themenfindung, Nachrichtenselektion, Recherche und Hauspolitik des jeweiligen Mediums. Zu den konkreten Akteuren und Faktoren mit Einfluss auf die praktische Arbeit zählt Arnold, B. (ebd.: 87) die Politik, PR-Industrie, Interessen der Wirtschaft, Trend zu kürzeren Nachrichten sowie Terror, Krieg und krisenhafte Situationen.

  16. 16.

    Eine umfangreiche Darstellung interdisziplinärer Ansätze im Bereich Desinformation haben Steinebach et al. (2020) vorgelegt.

  17. 17.

    In Deutschland ist beispielsweise die satirische Nachrichtenseite www.der-postillon.de erfolgreich. Auf Facebook hat „Der Postillon“ fast drei Millionen Fans und damit mehr Gefällt-mir-Angaben als die Seite der BILD-Zeitung [Stand: 11.02.21]. Im englischsprachigen Raum ist zum Beispiel das Portal www.theonion.com populär.

  18. 18.

    Der Begriff Konstruktion bezeichnet in diesem Kontext die handwerkliche Erstellung von Nachrichten. Er ist zu unterscheiden vom Konstruktionsbegriff, der sich unter anderem mit erkenntnistheoretischen Problemen und damit der menschlichen Wahrnehmung befasst. Maletzke (1998: 126) beschreibt den Grundgedanken des Konstruktivismus in den Sozialwissenschaften wie folgt: Es ist die Einsicht, „daß der Mensch in seinem Erleben und Verhalten und insbesondere im Wahrnehmen nicht als passiv rezipierendes Wesen zu verstehen ist, sondern daß er aus dem ‚Material‘, das ihm seine Sinne liefern, sich durch Selektion, Projektion, Bedeutungszuweisung und Sinngebung seine Welt aktiv aufbaut; er ‚konstruiert‘ seine Welt, und zwar auf je eigene individuelle Art und Weise, freilich überformt von sozialen und kulturellen Gegebenheiten“. In der Kommunikationswissenschaft beziehen sich konstruktivistische Sichtweisen „auf das Verhältnis von Medien und Realität, Medienrealität und Publikum sowie Mediensystem und Gesellschaft“ (Marcinkowski 2013a: 167). So hat sich etwa Schulz (1990) mit der Rolle von Nachrichten im Prozess der Konstruktion von Realität beschäftigt – und damit zur Neuorientierung der Nachrichtenwertforschung beigetragen. Schulz (ebd.: 28) begreift Nachrichtenfaktoren nicht als Merkmale von Ereignissen, sondern als journalistische Hypothesen von Realität: „Man kann also sagen, daß Nachrichten ‚Realität‘ eigentlich konstituieren.“ (Arnold, B. 2016: 71).

  19. 19.

    Das Zwei-Quellen-Prinzip ist eine zentrale Grundlage für gute Recherche und Nachrichtenentscheidung. Es besagt, dass eine Information ohne unabhängige zweite Quelle im Grunde wertlos ist: „Stories that couldn’t be independently confirmed would not be repeated.“ (Kovach/Rosenstiel 2014: 123; vgl. Kaiser 2015: 22). Es gibt Ausnahmen von dieser Regel; zudem fühlt sich nicht jedes Medium dieser zurückhaltenden Vorgehensweise verpflichtet. Mit Blick auf die Überprüfbarkeit von Informationen ähneln sich Wissenschaft und Journalismus (vgl. Blöbaum 1994: 240).

  20. 20.

    Die Aspekte Sprache und Verständlichkeit werden im Folgenden immer wieder aufgegriffen: Mit der Sprache der Presse, den Prinzipien journalistischer Darstellungsformen und dem Berufsethos der Journalisten hat sich etwa Wolff (2006: 42 ff) befasst. Weischenberg (1995: 179 ff) hat eine Übersicht zur Bedeutung von Verständlichkeit vorgelegt, die viele grundsätzliche Fragen aufgreift.

  21. 21.

    Dieser Aufbau wird als moderne Form der Nachricht (Meldung) angesehen und hatte sich erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts durchgesetzt. Zuvor war größtenteils in chronologischer Weise berichtet worden (vgl. Blöbaum 1994: 142).

  22. 22.

    Eine umfangreiche Darstellung von „Automatismen in der Repräsentation von Krisen- und Katastrophenereignissen“ hat Conradi (2017) vorgelegt.

  23. 23.

    In diesem Kontext taucht immer wieder der Begriff Nachrichtensperre auf. Juristisch ist dies ein heikles Feld, weil es unter anderem die im Grundgesetz verankerten Kommunikationsfreiheiten tangiert. Bredel (1997: 77 ff) hat sich mit diesen und anderen Fragen polizeilicher Öffentlichkeitsarbeit beschäftigt.

  24. 24.

    Wegen dieses zögerlichen Umgangs mit der eigenen Branche wird auch der Begriff Medienkritik bemüht, er umfasst nicht nur die selbstreflexive Auseinandersetzung, sondern die „Gesamtheit aller veröffentlichten Beiträge, die Medien kritisch zum Gegenstand haben“ (Zielmann 2013: 213). Dazu gehören vor allem Einlassungen, die nicht aus dem Mediensystem stammen, etwa von Wissenschaftlern und Intellektuellen (vgl. ebd.).

  25. 25.

    Mit Blick auf Nachrichtenvermittlung im Fernsehen schreibt Hickethier (2002: 666): „Nachrichtensendungen nehmen […] einen zentralen Platz ein, weil sie trotz ihrer komprimierten Darstellungsform den Anspruch auf umfassende Vermittlung des Weltgeschehens erheben.“

  26. 26.

    Zuletzt wurde dieses Gebaren häufiger kritisiert, wie der Fall um Claas Relotius zeigt. Der ehemalige Spiegel-Reporter hatte etliche seiner Geschichten vollständig oder teilweise erfunden (vgl. Der Spiegel 2018; Moreno 2019). Vor Entdeckung dieses Skandals im Jahr 2018 war Relotius mit etlichen Journalistenpreisen ausgezeichnet worden, die den Kult um seine Person, sein Image als Edelfeder und Starreporter nährten. Schade (2018) spricht von einem „grassierenden Preisverleihungsfieber“ innerhalb der Branche. „Von einer Leistungsschau des redaktionellen Handwerks sind gerade einige der renommiertesten Wettbewerbe zu einer Selbstbeweihräucherung mit sektenhaften Zügen mutiert.“. Zur Problematik verschwimmender Grenzen zwischen Fakt und Fiktion siehe Weischenberg (2002: 653 f), zum Problem expliziter Fälschungen ebenfalls Weischenberg (2001: 255 ff). Zur übergeordneten Thematik des journalistischen Fehlverhaltens siehe Kunczik und Zipfel (2005: 220).

  27. 27.

    Eine kompakte Übersicht zum traditionellen Begriff Wirkungen in der Kommunikationswissenschaft findet sich bei Maletzke (1998: 82 f).

  28. 28.

    Diese Liste ist keineswegs vollständig, sie stellt eine Möglichkeit dar, Einflussfaktoren auf die Nachrichtenauswahl einem theoretischen Rahmen zuzuordnen. Auf die Arbeit des Journalisten können potenziell noch viele weitere Faktoren Einfluss nehmen; der Forschungsgegenstand weist somit ein „Übermaß an Komplexität“ (Hanitzsch 2009: 153) auf.

  29. 29.

    Der Begriff Frame taucht in verschiedenen Kontexten auf. So etwa in der Film- und Fernsehproduktion, wo einzelne Standbilder als Frames bezeichnet werden. Diese Frames sind Teilaspekte einer (größeren) Sequenz (vgl. Karstens/Schütte 2013: 420).

  30. 30.

    Es gibt keine allgemeine Übereinkunft, wie das Verhältnis der Theorien untereinander einzuordnen ist. Engelmann (2016: 95) beschreibt zwar Nachrichtenwerttheorie und News-Bias-Forschung als Teilmenge des Gatekeeper-Ansatzes, räumt aber ein, dass beide Theorien über den Gatekeeper-Ansatz hinausgehen.

  31. 31.

    Davon ausgenommen sind neuere und bislang wenig erforschte Formen der Nachrichtenentstehung (vgl. Weischenberg 2018: 87 f). Beim „robot journalism“ sind Algorithmen Grundlage der Nachrichtenproduktion (vgl. Clerwall 2014: 519 ff). Bei den Angeboten von „Welt“ und „t-online“ werden zum Beispiel einige Fußball-Artikel automatisch erstellt – ohne Rücksicht auf besondere Ereignisse. Dies führt mitunter zu skurrilen Phänomenen, wie im Jahr 2020 exemplarisch deutlich wurde. Im Zuge der Corona-Pandemie wurde das öffentliche Leben weitgehend heruntergefahren, Fußballspiele durften entsprechend nicht stattfinden. Dennoch veröffentlichten beide Nachrichtenseiten entsprechende Vorberichte, um die Fans auf die Spiele einzustimmen (vgl. Kruse 2020).

  32. 32.

    Dabei stehen sie vor dem grundsätzlichen methodischen Problem, wenn es darum geht, allgemeine Gesetze im menschlichen Handeln zu identifizieren: Die unabhängigen Variablen stammen aus verschiedenen Ebenen (vgl. Donsbach 2008b: 275).

  33. 33.

    Hanitzschs Ziel: Die Struktur der Einflüsse im Journalismus aus professioneller Sicht, also aus Sicht der Journalisten, zu betrachten. In seinem Aufsatz beschäftigt er sich auch mit der Bedeutung von Einflüssen fernab des nationalen Kontextes: „Es ist […] anzunehmen, dass die relative Bedeutung der Einflüsse von den jeweiligen nationalen Rahmenbedingungen (z. B. Medienpolitik, Gesetzgebung) abhängig ist.“ (Hanitzsch 2009: 154). Diese Hypothese hält er – basierend auf seinem Ländervergleich – schließlich aufrecht, wonach von besonderer Bedeutung politische und ökonomische Faktoren sind (vgl. ebd.: 169).

  34. 34.

    Umfangreiche Erläuterungen zu Komplexität im Journalismus haben Dernbach, Godulla und Sehl (2019) vorgelegt.

  35. 35.

    Journalismus und seine verantwortlichen Akteure können somit auch im Habitus-Konzept von Bourdieu (2018a) betrachtet werden (vgl. Lueg 2012; Meyen/Riesmeyer 2009: 25 ff). Die Übertragung des Konzepts auf den Rezipienten und dessen Nachrichtenverständnis wird in Abschnitt 4.3 beispielhaft erläutert.

  36. 36.

    Eine Übersicht zu Journalismus im internationalen Vergleich hat Hanitzsch (2016: 411 ff) vorgelegt.

  37. 37.

    Die Herausbildung einer Komplementärrolle zeigt sich nicht nur im Journalismus, sie ist charakteristisch für viele gesellschaftliche Funktionssysteme. Blöbaum (1994: 147 f) nennt als Beispiele die Rollen Schüler/Lehrer, Arzt/Patient, Sportler/Zuschauer, Politiker/Wähler und einige weitere.

  38. 38.

    Der Begriff entstammt dem lateinischen Wort „recipere“, das für aufnehmen und empfangen steht. Oft werden deshalb die Begriffe Rezipient und Empfänger synonym verwendet. Bilandzic (2013a: 302) verweist jedoch ein Bedeutungsunterschied: Ein Empfänger erhält und versteht eine Botschaft in der Absicht des Kommunikators. Der Begriff Rezipient hebt dagegen „eher auf eine aktive Verarbeitung einer Botschaft ab, auf die Selektion, Interpretation und das Verstehen“ (ebd.). Diese Sichtweise stellt eine enge Verbindung zum Uses-and-Gratification-Ansatz dar, der zur grundlegenden theoretischen Fundierung der vorliegenden Arbeit beiträgt (vgl. Abschnitt 4.6).

  39. 39.

    Publikum bezeichnet wiederum die „Gesamtheit aller Personen, die sich einer bestimmten Aussage zuwenden“ (Maletzke 1998: 55; vgl. Bonfadelli 2003: 102 ff). Die Begriffe Publikum und Rezipient werden mitunter ebenfalls synonym verwendet (vgl. Blöbaum 1994: 148).

  40. 40.

    Zur wiederkehrenden Debatte um Quoten siehe auch Meyen und Riesmeyer (2009: 120 ff).

  41. 41.

    Scholl, Malik und Gehrau (2014: 19) verweisen darauf, dass auch der marktökonomische Ansatz normativen Charakter aufweist, weil auch die Orientierung am Publikum als eine Norm begriffen werden kann.

  42. 42.

    Eine umfangreiche Auseinandersetzung mit Storytelling im Journalismus hat Flath (2013) vorlegt.

  43. 43.

    Zu den bekanntesten Typologien mit Hinweisen für Forschung und Praxis zählen die sogenannten Sinus-Milieus. Der Vorteil dieses Ansatzes ist für Medienmacher vor allem die „unmittelbare sinnliche Nachvollziehbarkeit.“ (Karstens/Schütte 2013: 350). Das bedeutet: Vertreter typischer Milieus werden in klassischen Lebenslagen bildlich illustriert. „Wenn man diese Abbildungen mit den inhaltlichen Forschungsergebnissen nebeneinanderlegt, erkennt man auf den ersten Blick, um welche Zielgruppe es sich jeweils handelt. Diese Erkenntnisse kann man für das Fernsehen auf nahezu direktem Wege in Programminhalte und Gestaltungskonzepte zu übersetzen versuchen.“ (ebd.: 350 f). Im Bereich Mediensozialisation (Habitus und Medienhandeln) können die Sinus-Milieus als Perspektive betrachtet werden, die Regelmäßigkeiten des Medienhandelns untersucht (vgl. Abschnitt 4.3.3). Daneben gibt es zum Beispiel die mehrmals neujustierte Mediennutzertypologie von ARD/ZDF (2021).

  44. 44.

    Im materialistischen Ansatz ist der Ausgangspunkt gar, „daß Nachrichten im bürgerlichen Mediensystem kapitalverwertend als Ware produziert werden“ (Weischenberg 2004: 304). Bei den Informationen für die Bevölkerung gehe es, wie Weischenberg (ebd.) unterstreicht, „nicht um Qualität (gute, informative Nachrichten), sondern um eine Verwertung des Medienkapitals“.

  45. 45.

    Eine Einschränkung ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland. Aufgrund seiner Struktur, Aufgabe und Finanzierung ist er relativ abgekoppelt vom Werbemarkt, obschon dieser Markt und die Mechanismen des Wettbewerbs auch für ihn gelten: „Konsumenten, die über den wirtschaftlichen Erfolg entscheiden, unterscheiden bei ihrer Wahl nicht zwischen den Organisationsformen der Medien.“ (Altmeppen 2002: 189).

  46. 46.

    Eine umfangreiche Darstellung des deutschen Mediensystems hat Beck (2018) vorgelegt. Eine international vergleichende Betrachtung findet sich bei Thomaß (2013).

  47. 47.

    Weischenberg (2004: 301 ff) verweist darauf, dass die hier überwiegend systemtheoretisch skizzierten Ideen keineswegs die einzige Perspektive sind, „unter denen die Kommunikationsforschung redaktionelles Handeln betrachtet“. Als weitere Ansätze nennt er die Materialistische Medientheorie und die Normative Publizistikwissenschaft.

  48. 48.

    Zur Bedeutung und Entwicklung dieser früher auch als Nachrichtenbüros bezeichneten Unternehmen hat Dovifat (1976: 90 ff) umfangreiche Erläuterungen vorgelegt.

  49. 49.

    Der Begriff Modell wird nachfolgend immer wieder verwendet. Er bezeichnet eine „vereinfachte, abstrahierende Repräsentation eines Realitätsbereiches mit dem Ziel, die unter einer bestimmten Problemstellung relevanten Aspekte herauszuheben und überschaubar zu machen“ (Maletzke 1998: 56).

  50. 50.

    Insbesondere der Aspekt der Komplexitätsreduktion macht deutlich, dass journalistische Ko-Orientierung auch auf Gesellschaftsebene stattfindet. „Indem nicht jedes Medium unterschiedlich berichtet, findet nicht nur auf Seiten des Kommunikators eine Verringerung von Vielfalt und Komplexität statt, sondern auch auf Seiten der Rezipienten.“ (Krämer/Schroll/Daschmann 2009: 99).

  51. 51.

    Selbst vielbeachtete Leitmedien müssen sich in einer rasch wandelnden Medienwelt behaupten. Zu den Herausforderungen, Risiken und Chancen haben etwa Blum et al. (2010) verschiedene Analysen vorgelegt.

  52. 52.

    Weischenberg (1995: 93) erinnert daran, dass Verbindlichkeit und Eindeutigkeit dieser Normen in pluralistischen Gesellschaften begrenzt sind, „ihre Erfüllung muß deshalb jeweils empirisch ermittelt werden“.

  53. 53.

    Hierbei zeigt sich deutlich, weshalb bei der Betrachtung journalistischer Qualität meist zwei Ebenen unterschieden werden: Die Ebene des journalistischen Handelns und die Ebene des medialen Produkts (vgl. Meier 2018: 241). Die journalistische Arbeitsweise (z. B. Recherche, Quellenschutz, Materialbeschaffung, journalistische Integrität etc.) kann nur bis zu einem gewissen Grad von außen nachvollzogen werden, das mediale Produkt (z. B. inhaltliche Aussage, Aufbau, Verständlichkeit etc.) kann dagegen mithilfe externer Daten stärker abgeglichen werden.

  54. 54.

    Schultz (2020b) hat sich mit dem Spannungsfeld zwischen Subjektivität und Objektivität befasst. Er kommt zu dem Schluss, dass beide Elemente ihren Platz in der Welt hätten: „Wer versucht, das eine zugunsten des anderen journalistisch zu leugnen oder aufzugeben, verfehlt den welterschließenden Sinn des Journalismus.“. Kommunikationswissenschaftliche Darstellungen zum Objektivitätsproblem finden sich etwa bei Jackob (2012: 21 ff) sowie bei Kunczik und Zipfel (2005: 276 ff). Kovach und Rosenstiel (2014: 101 ff) beschreiben, wie sich das Verständnis von Objektivität im Journalismus verändert hat. La Roche (2004: 119 ff) setzt sich mit Objektivität aus Sicht der journalistischen Praxis auseinander, er rät Journalisten: „Dieses Dilemma erkennen und daraus kritische Skepsis herleiten hilft weiter als die Selbsttäuschung über eine (innere) Objektivität, die es nicht gibt. […] Das Bemühen um eine niemals ganz erreichbare Objektivität bringt zumindest Annäherung an die Realität, bringt jedenfalls ein Mehr an Objektivität.“ (ebd.: 133, Hervorhebung im Original).

  55. 55.

    Weiterführende Bemerkungen zur Manipulation durch Sprache hat Arnold, B. (2016: 139 f) vorgelegt.

  56. 56.

    Einen Überblick zu Verantwortung und Selbstkontrolle im Journalismus hat Fengler (2016: 183 ff) vorgelegt. Wolff (2006: 320) verweist darauf, dass diese Kodizes oft wiederholen, was rechtlich bereits geregelt sei, er sieht aber kein Problem darin, „wenn sich Regelwerke einer Berufsgruppe weitgehend mit der Rechtslage decken“.

  57. 57.

    Präsident des Bundesverbandes Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) sowie Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE (Stand: Februar 2021).

  58. 58.

    Die Anzeigen-Auflagen-Spirale beschreibt das sich gegenseitig beeinflussende Verhältnis zwischen Werbe- und Lesermarkt (vgl. Meier/Trappel/Siegert 2010: 258). Die Spirale kann in beide Richtungen laufen, also auch nach oben: So ist es möglich, dass ein günstiger Verkaufspreis zu mehr Lesern und höheren Auflagen führt, was die Zeitung wiederum attraktiver für Werbekunden macht. Mehr Einnahmen können in der Folge auch bessere redaktionelle Leistungen und einen größeren Umfang ermöglichen (vgl. Pürer 2015b: 178; Schütz 2009: 551; Weischenberg 2004: 258 f).

  59. 59.

    Die Debatte um die Autonomie der Redaktion und des einzelnen Journalisten ist keineswegs neu. Branahl (2002: 337 ff) verweist wie Grittmann (2002: 297 f) darauf, dass dieser Konflikt unter anderem zur Formulierung von Redaktionsstatuten führte (vgl. Holtz-Bacha 1998: 73 ff). Zur inneren Pressefreiheit siehe auch Meyen und Riesemeyer (2009: 129 ff), Ricker und Seehaus (2009: 271 ff) sowie Ricker (2002: 143 ff).

  60. 60.

    Eine detaillierte Darstellung findet sich bei Beck (2018: 35 ff).

  61. 61.

    Im Unterschied zum Rundfunk (vgl. Karstens/Schütte 2013: 27).

  62. 62.

    Umbenennungen haben in den vergangenen Jahren immer wieder dokumentiert, wie technischer Fortschritt zu neuen Definitionen und Begrifflichkeiten führt. So wurde beispielsweise das Landespressegesetz in Rheinland-Pfalz im Jahr 2005 durch das Landesmediengesetz ersetzt. Im Zuge dessen wurde die bisherige Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter (LPR) in Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) umbenannt. Im Jahr 2021 folgte eine abermalige Umbenennung in Medienanstalt Rheinland-Pfalz. Grund dafür war der Wunsch, eine deutschlandweite Vergleichbarkeit herzustellen (vgl. Landtag Rheinland-Pfalz 2020). Bei der genannten Institution handelt sich um eine Anstalt des öffentlichen Rechts, die unter anderem für die Lizenzierung privater Radio- und Fernsehveranstalter zuständig ist. Ihre Umbenennung kann auch als Reaktion auf eine sich wandelnde Medienwelt gesehen werden.

  63. 63.

    Die anderen Staatsgewalten sind Gesetzgebung (Legislative), Verwaltung (Exekutive) und Gerichtsbarkeit (Judikative). Im Gegensatz zu diesen drei Gewalten ist der Begriff Vierte Gewalt eine informelle Zuschreibung und hat keinen rechtsverbindlichen Charakter.

  64. 64.

    In diesem Kontext fällt auch der Begriff Gefälligkeitsjournalismus (vgl. Lobigs 2016: 76). Zum spannungsreichen Verhältnis zwischen Journalismus und Werbung haben Gadringer et al. (2012) umfangreiche Erläuterungen vorgelegt.

  65. 65.

    Eine Übersicht zur Finanzierung von Journalismus hat Lobigs (2016: 69 ff) vorgelegt. Konstruktive Vorschläge zu neuen Finanzierungsmodellen (z. B. durch Crowdfunding, Mäzenatentum etc.) hat Weichert (2014: 281 ff) zusammengefasst.

  66. 66.

    Eine Übersicht zu den technischen Prinzipien und Methoden von Nachrichtentechnik hat Werner (2017) vorgelegt.

  67. 67.

    Die Programmgestaltung hängt auch davon ab, wie man dieses Gut ökonomisch sieht. Öffentlich-rechtliche Sender begreifen Fernsehen als öffentliches Gut bzw. Kulturgut (vgl. Karstens/Schütte 2013: 80). Es besteht keine Rivalität im Konsum und von der Nutzung kann prinzipiell niemand ausgeschlossen werden (abgesehen von der Notwendigkeit technischer Empfangsgeräte und vom Modell des Bezahlfernsehens). Private Sender betrachten das Fernsehen als Wirtschaftsgut. Sie haben ein Modell entwickelt, das aus dem öffentlichen Gut Fernsehen ein privates Gut macht: „Dies gelingt, indem die Fernsehsender ihr Produkt nicht an Zuschauer verkaufen, sondern die mit dem Produkt erzeugte Aufmerksamkeit der Zuschauer an Werbekunden.“ (ebd.). Die Werbekunden können also vom Konsum des Guts ausgeschlossen werden, was das an sich öffentliche Gut auf dem Werbemarkt zum Privatgut macht. Das heißt: Erst durch Distribution können Medienangebote zur kommerziellen Ware werden (vgl. Altmeppen/Greck/Evers 2016: 57). Mit dem unterschiedlichen Ausschließungsgrad von Mediengattungen haben sich etwa Meier, Trappel und Siehert (2010: 255 f) befasst.

  68. 68.

    Hintergründe zur Verbreitung von Verschwörungstheorien wie „Lügenpresse“ haben Krüger und Seiffert-Brockmann (2019: 79 ff) zusammengefasst (vgl. Renner 2017: 525).

  69. 69.

    Grundlegende Überlegungen zum Verhältnis Journalismus, Öffentlichkeit und Gesellschaft hat Blöbaum (1994: 319 ff) vorgelegt.

  70. 70.

    Theoretische Ansätze und empirische Befunde zum Verhältnis Journalismus und Unterhaltung haben Scholl, Renger und Blöbaum (2007) zusammengetragen.

  71. 71.

    Klaus und Lünenborg (2002: 100 ff) kritisieren und widersprechen der Sichtweise, dass Informationen grundsätzlich von Unterhaltung verwässert werden. Diese und andere Dualismen (z. B. Fakten vs. Fiktion, seriöser Journalismus vs. Boulevardjournalismus) sind aus ihrer Sicht „die zentralen, nahezu unhinterfragten Verhandlungsorte des wissenschaftlichen Diskurses“. Eine ihrer Thesen lautet daher: „Unterhaltung ist für die Existenz der Massenmedien und damit auch für den Journalismus konstitutiv.“ (ebd.: 105, Hervorhebung im Original).

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Wolsiffer, M. (2022). Kommunikatorebene. In: Das Nachrichtenverständnis junger Menschen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37845-5_2

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