Summary
In modern discussions about ethics the theory of virtue is neglected. The value of that theory for systematic philosophy can be demonstrated in the work of Plato and Aristotle. (I) The foundation of ethics in Plato’s view is the theory of virtue. In his earlier dialogues virtue in general is, for Plato, knowledge. In the ‘Republic’ Plato introduces, on the basis of a new psychology, an eidetic plurality of morality within his theory of real, different virtues. (II) In the late dialogue ‘Statesman’ Plato changes this theory in part and shows a conflict between virtues, which demands new connections, and produces a new foundation of virtues with his theory of measure and mean. (III) Aristotle proceeds from this Platonic theory of measure and mean, and establishes his own theory of virtues, which is integrated into a different type of ethical system; that is, ethics principally understood as a theory of the highest good, as eudaimonia.
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Anmerkungen
Es ist ein besonderes Verdienst von Adriaan Peperzak, die grundlegende Bedeutung der Tugendlehre für eine Theorie der Sittlichkeit gerade an neueren und neuen Philosophien aufgewiesen zu haben; vgl. z.B. A. Peperzak: Hegels Pflichten-und Tugendlehre. In: Hegel-Studien. 17 (1982), 97–117; ders.: Zur Hegelschen Ethik. In: Hegels Philosophie des Rechts. Hrsg. von D. Henrich und R.-P. Horstmann. Stuttgart 1982. 103–131; zum jungen Hegel vgl. schon ders.: Le jeune Hegel et la vision morale du monde. 2. Aufl. Den Haag 1969. Bes. 169–174. Auch in seinen Levinas-Darstellungen ist dieses Problem mit gegenwärtig, vgl. z.B. ders.: Une introduction à la lecture de “Totalité et infini’: In: Revue des sciences philosophiques et théologiques. 71 (1987), z.B. 194ff., auch 214ff.
Ein erster derartiger Versuch, eine Tugendlehre in die heutige Debatte über Ethikbegründungen wiedereinzuführen, findet sich bei A. Maclntyre: After Virtue. 2. Aufl. Notre Dame (Indiana) 1984.
Die strittig bleibende Auseinandersetzung zwischen Ilting und Reiner sucht den Grundcharakter der Platonischen Ethik im Horizont der gegenwärtig diskutierten Ethik-Modelle der moralischen Normenlehre bzw. des Eudämonismus zu bestimmen, die Platons eigener Ethikbegründung wenig gerecht werden. Vgl. K.-H. Ilting: Bedürfnis und Norm. Platons Begründung der Ethik. In: Vernünftiges Denken. W. Kamlah zum Gedächtnis. Hrsg. von J. Mittelstraß und M. Riedel. Berlin/New York 1978, 420–446; H. Reiner: Platons Begründung der Ethik. In: Zeitschrift für philosophische Forschung. 35 (1981), 223–229.
Vgl. zur Lehre von den sogenannten Kardinaltugenden in der Politeia z.B. O. Gigon: Gegenwärtigkeit und Utopie. Eine Interpretation von Platons “Staat”. Bd 1. Zürich/ München 1976. 466–539. Vgl. - mit besonderer Berücksichtigung der Gerechtigkeit - ebenso R. W. Hall: Plato. London 1981. 54–80.
Hier möge erlaubt sein, auf die Untersuchung des Verfassers zu verweisen: Politische Ethik bei Plato und Hegel. In: Hegel-Studien. 19 (1984), bes. 102ff., 104–119.
Vgl. zu dieser Seelenlehre z.B. die Darlegungen von T. M. Robinson: Plato’s Psychology. Toronto 1970. 34–58, K. Bormann: Platon. 2. Aufl. Freiburg/München 1987. 140–148 und Th. A. Szlezâk: Unsterblichkeit und Trichotomie der Seele im zehnten Buch der Politeia. In: Phronesis. 21 (1976), 31–58.
Deskriptive Vorbereitungen für diesen Gedanken finden sich schon in Protagoras 356e ff. und Politeia 41la ff.
Platons Ethik-Konzeption im Politikos wurde bisher wenig beachtet. Vgl. aber die differenzierten Darlegungen bei H. J. Krämer: Arete bei Platon und Aristoteles. Heidelberg 1959. Bes. 152 ff., 193f. Vgl. ferner die Hinweise bei H.-G. Gadamer: Die Idee des Guten zwischen Plato und Aristoteles. Heidelberg 1978. 74f. Auch dieser Interpretation Gadamers liegt noch eine hermeneutisch-phänomenologische Tendenz, wenn auch verdeckter, zugrunde, die in seiner früheren Philebos-Interpretation von 1931 (Platos dialektische Ethik. Wiederabdruck Hamburg 1968. 1–178) deutlich hervortrat.
Vgl. H.-G. Gadamer: Platos dialektische Ethik (s. Anm. 8). 103ff., H. J. Krämer: Arete (s. Anm. 8). 178ff., 244ff.
Zum Verhältnis jener drei Aristotelischen ethischen Schriften zueinander und zu deren Erforschungsgeschichte vgl. F. Dirlmeiers Einleitung in Aristoteles: Magna Moralia. Übersetzt und kommentiert von F. Dirlmeier Aristoteles: Werke in deutscher Übersetzung. Bd B. 5. Aufl. Berlin 1983. 93–97, 118–146. Zur Rekonstruktion des Protreptikos vgl. Aristoteles: Protreptikos. Einleitung, Text, Übersetzung und Kommentar von I. Düring. Frankfurt a.M. 1969. 7ff.
Zur abweichenden Bestimmung der Tugend als eines bestimmten “Vermögens”, auch als bestimmter “Haltung” in Aristoteles’ Rhetorik vgl. M. H. Wörner: Das Ethische in der Rhetorik des Aristoteles. Freiburg/München 1990. 213ff.
Die ethische Tugend ist nicht die Mitte zwischen zwei Lastern, wie Kant in der Metaphysik der Sitten kritisiert (Kants WerkeAkademieausgabe, VI, 404), sondern zwischen einem Zuviel und einem Zuwenig in Affekten.
Aristoteles’ Mesotes-Lehre wird in der Literatur - Aristoteles’ Anspielungen folgend - mehrfach auf die Medizin als Anschauungshintergrund bezogen; vgl. etwa W. Jaeger: Medizin als methodisches Vorbild in der Ethik des Aristoteles (1959). In: Schriften zur aristotelischen Ethik. Hrsg. von Chr. Mueller-Goldingen. Hildesheim 1988. Bes. 151ff.; G. E. R. Lloyd: The Role of Medical and Biological Analogies in Aristotle’s Ethics. Ebd. bes. 243ff. Dem widerspricht die Auffassung nicht, daß Aristoteles’ philosophischer Ausgangspunkt die spätplatonische Ethik ist, zumal da auch Platon solche Analogien nicht scheut; vgl. zu dieser Herkunft H. J. Krämer (s. Anm. 8), 346ff.
Vgl. zur Phronesis die von Heidegger angeregten hermeneutischen Untersuchungen von P. Aubenque: La prudence chez Aristote. Paris 1963 und H.-G. Gadamer: Wahrheit und Methode (1960). 3. Aufl. Tübingen 1972. 297ff.
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Düsing, K. (1992). Wandlungen der Tugendlehre bei Platon und Aristoteles. In: van Tongeren, P., Sars, P., Bremmers, C., Boey, K. (eds) Eros and Eris. Phaenomenologica, vol 127. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-017-1464-8_3
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