Die Änderung der elektrophysiologischen Antwort am menschlichen Auge bei kurzzeitiger Erhöhung des intraokularen Druckes

Summary

VER and ERG readings were taken from 14 healthy test-persons after the intraocular pressure had been increased using a Müller spring-pressure dynamometer. The pressure elevated stepwise and applied for 80 sec each step, was set in relation to the blood pressure in the arteria ophthalmica. It reached from a value just approaching the artery's diastolic pressure to that just under its systolic pressure. The first ERG changes involving the a-wave as well as the b-wave were evident just below the ophtalmica-diastolic pressure. Maximum amplitude reductions of 30% and 65% for the a- and b-wave respectively, were achieved at diastolic pressure +70% when compared to test values acquired without application of pressure.

Changes in the visual responses on the other hand were noticed beginning at diastolic pressure +20% and the amplitudes were practically non existent at diastolic pressure +90%.

The disparrity in ERG and VER responses to pressure changes can possibly be explained by differences in the pressure sensitivities of the vessels supplying the presumed origins of the electrical potentials, as well as differences in the sensitivities to anoxia of the tissues composing these sites.

It is presumed that the VER-changes represent anoxemic changes in the neurons of the ganglion-cell layer and their axons up to the lamina cribrosa whereas the b-wave of the ERG responds to damage in the minor nuclear layer, and the a-wave to that in the receptor cell layer.

Zusammenfassung

Bei 14 gesunden Versuchspersonen wurden nach einer Erhöhung des Augeninnendruckes mittels eines Federdruckdynamometers nach Müller gleichzeitig ein ERG und die visuell evozierte Antwort (visual evoked response=VER) abgenommen. Die Druckbelastung erfolgte stufenweise und betrug jeweils 80 sec. Ihre Höhe wurde in Beziehung zum Blutdruck der Arteria ophthalmica gesetzt und reichte von knapp unter ihrem diastolischen Druck bis knapp unter ihren systolischen Druck. Im ERG zeigten sich die ersten Veränderungen knapp unter dem diastolischen Ophthalmicablutdruck und betrafen sowohl die a-Welle als auch die b-Welle. Bei einem Druck von Pd + 70% wurde das Maximum der Amplitudenabnahme erreicht. Sie betrug bei der a-Welle 30%, bei der b-Welle 65% gegenüber dem ohne Druckbelastung gewonnenen Ausgangswert. Die visuell evozierte Antwort änderte sich ab Pd + 20% und erlosch bei Pd + 90% praktisch vollkommen. Dieses unterschiedliche Verhalten der Antworten des VER und ERG bei Erhöhung des intraokularen Druckes wird mit den Besonderheiten der Gefäßversorgung der für die Entstehung der elektrischen Potentiale verantwortlichen Gewebe erklärt. Dabei wird angenommen, daß mit dem VER vorwiegend eine anoxämische Schädigung der Ganglienzellen und ihrer Fortsätze bis zur Lamina cribrosa, mit der b-Welle eine Schädigung der inneren Körnerschichte und mit der a-Welle eine Schädingung der Rezeptorenschichte erfaßt werden kann.