Zusammenfassung
Hintergrund
Ergebnisse verschiedener Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen dem sozialen Hintergrund von Kindern und ihrem Gesundheitsverhalten. Dabei wurde u. a. Migration als einflussnehmender Faktor identifiziert. Gesundheitspsychologische Modelle heben die elterliche Selbstwirksamkeit als einen wichtigen Prädiktor für das kindliche Gesundheitsverhalten hervor.
Fragestellung
Die Studie untersucht die Annahme, dass der Zusammenhang zwischen Migrationshintergrund, operationalisiert über die Familiensprache, und gesundem Ernährungsverhalten von Kleinkindern über die elterliche Selbstwirksamkeitserwartung vermittelt wird.
Methoden
Die Fragestellung wurde mithilfe von Mediatoranalysen untersucht. Herangezogen wurden Fragebogen- und Interviewdaten von 184 Familien, die mit ihren 3‑ bis 4‑jährigen Kindern am „Elternprogramm Chancenreich“ teilnehmen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse replizieren frühere Befunde, dass der Migrationshintergrund auch bei Kontrolle weiterer sozioökonomischer Merkmale einen signifikanten Einfluss auf das Ernährungsverhalten der Kinder hat. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass dieser Zusammenhang vollständig über die geringeren elterlichen Selbstwirksamkeitserwartungen der Eltern nichtdeutscher Familiensprache vermittelt wird.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse liefern einen Ansatzpunkt für Elternunterstützungsprogramme und damit einen Beitrag zur Verringerung von gesundheitlicher Ungleichheit. Sie bestätigen Ansätze, die Eltern dabei unterstützen, positive Selbstwirksamkeitserwartungen bezüglich ihrer Erziehungskompetenzen aufzubauen. Inwiefern dies Programmen gelingt, sollte insbesondere für Familien nichtdeutscher Familiensprache überprüft werden.
Abstract
Background
Studies have repeatedly pointed out to the relation between socioeconomic background and health behavior. For German samples, immigrant background has been identified as a risk factor for poorer health. Health psychology models emphasize the importance of parental self-efficacy for children’s health behavior.
Objectives
This study examines if parental self-efficacy mediates the relation between the immigrant background, operationalized via language background, and a healthy eating behavior of young children.
Methods
Mediator analyses were performed to test the hypothesis. Data were collected from 184 families with children aged 3 to 4 years via interviews and questionnaires. All families took part in the German parenting program Chancenreich.
Results
Results replicate earlier findings that immigrant background is significantly related to poorer eating habits even when controlling for socioeconomic background. The mediation analyses, however, could show that the negative relation between immigrant background and eating behavior was fully mediated by parental self-efficacy.
Conclusion
Results provide support for intervention program aiming at the enhancement of parental self-efficacy. This might be especially relevant for parents with immigrant background. The goal of such programs should be to reduce social disparities in health outcomes.
Notes
AQuaFam steht für „Ansätze zur Erhöhung der familialen Anregungsqualität“.
gefördert durch die Carina Stiftung.
Für das Familieninterview musste nur ein Elternteil anwesend sein. In nur 10 Familien war dies der Vater.
Eigene Übersetzung der Erstautorin.
Es wurde eine zusätzliche Mediationsanalyse gerechnet, die den vermittelnden Effekt von ESWE zwischen sozioökonomischem Hintergrund und Ernährungsverhalten untersuchte. Hier zeigte sich nur ein direkter Effekt von Einkommen auf Verhalten und kein vermittelnder Effekt von ESWE.
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Interessenkonflikt
A. Hachfeld, M. Weigand, F. Wilke und Y. Anders geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Die Studie „Ansätze zur Erhöhung der familialen Anregungsqualität“ (AQuaFam), die die Auswirkungen der Teilnahme an dem Programm Chancenreich Herford e. V. untersucht, wird am Arbeitsbereich Frühkindliche Bildung und Betreuung an der Freien Universität Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Yvonne Anders durchgeführt und von der Carina Stiftung gefördert. Der Arbeitsbereich und die wissenschaftliche Studie sind unabhängig von der Stiftung und es besteht kein Interessenskonflikt.
Für die Datenerhebung wurden die Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychologie ebenso wie die ethischen Grundsätze für die Forschung an Lebenswesen eingehalten. Von allen teilnehmenden Familien liegt eine Einverständniserklärung vor.
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Hachfeld, A., Weigand, M., Wilke, F. et al. Gesundheitsverhalten von Kleinkindern. Präv Gesundheitsf 13, 63–68 (2018). https://doi.org/10.1007/s11553-017-0595-0
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DOI: https://doi.org/10.1007/s11553-017-0595-0
Schlüsselwörter
- Kindliches Gesundheitsverhalten
- Elterliche Selbstwirksamkeitserwartungen
- Gesundheitsförderung
- Familien mit Migrationshintergrund
- Gesundheitliche Ungleichheit