Dtsch Med Wochenschr 1939; 65(16): 639-641
DOI: 10.1055/s-0028-1120470
Forschungsergebnisse

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Frage der Vitamin B1-Belastung beim Menschen

Alwin Hildebrandt
  • Universitäts-Frauenklinik in Halle a. S. Direktor: Prof. L. Nürnberger
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die 24stündige Aneurinausscheidung im Urin von gesunden Nichtgraviden bei allgemeiner Krankenhauskost schwankte zwischen 100—450 γ (am häufigsten 120—200 γ). In der meist drei Stunden nach der Hauptmahlzeit gewonnenen Harnportion wurden oft die höchsten und im Nachturin die niedrigsten prozentualen Aneurinwerte festgestellt.

2. Bei Graviden wurden neben in normaler Schwankungsbreite liegenden nicht selten niedere Vitamin B1-Ausscheidungswerte gefunden.

3. Die Vitamin B1-Ausscheidungswerte im Harn von Wöchnerinnen boten kein einheitliches und oft ein wechselndes Bild.

4. Sowohl bei den gesunden Nichtgraviden als auch bei den Schwangeren und Wöchnerinnen fand die Hauptausscheidung des parenteral zugeführten Aneurins in der ersten gewonnenen Urinportion statt. Die Mehrausscheidung nahm in den folgenden Harnportionen schnell und stark ab.

5. Durch intramuskuläre Belastung mit je 10 mg Aneurin an vier aufeinanderfolgenden Tagen konnten wir keine einwandfreie Gesetzmäßigkeit in dem Verhalten der Vitamin B1-Ausscheidungen bei gesunden Nichtgraviden, Schwangeren und Wöchnerinnen feststellen.

6. Auf Grund des oft regellosen Verhaltens besitzt diese parenterale Belastungsprobe für die Erkennung und zum Nachweis von B1-Hypovitaminosen keine Bedeutung.

7. Bei unseren Belastungsproben an Wöchnerinnen wurde eine deutliche Steigerung des Vitamin B1-Spiegels in der Frauenmilch nachgewiesen. Auch bei länger als vier Tage erfolgter parenteraler Aneurinzufuhr von täglich 10 oder 20 mg Vitamin B1 konnte aber der B1-Gehalt der Frauenmilch nur bis zu einem bestimmten Prozentsatz gesteigert werden, der individuell verschieden war.

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