Dialyse aktuell 2016; 20(02): 70
DOI: 10.1055/s-0042-103066
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SPRINT-Studie zum Bluthochdruck – Blutdruckbehandlung: Standardschema vs. intensiviertes Schema

Mark Dominik Alscher
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Publication Date:
21 March 2016 (online)

Quelle: SPRINT Research Group, Wright JT Jr, Williamson JD, Whelton PK et al. A randomized trial of intensive versus standard blood-pressure control. N Engl J Med 2015; 373: 2103–2016

Thema: Der optimale therapeutische Zielwert bei Bluthochdruck ist derzeit nicht genau festlegbar. Aktuell werden Blutdruckwerte in Ruhe von unter 140/90 mmHg angestrebt, für ältere Patienten (60–80 Jahre) kann der systolische Wert auch bis zu 150 mmHg betragen. Für Patienten mit Nierenerkrankung wird der gleiche Bereich angegeben, in einzelnen Leitlinien aber auch geringere Werte von 130/80 mmHg. Die genauen Zielwerte sind aber weiterhin in Diskussion.

Projekt: In einer Studie, welche 9061 Patienten einschloss, die einen systolischen Blutdruck von mindestens 130 mmHg und gleichzeitig ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko (jedoch ohne Diabetes) hatten, wurde entweder ein systolischer Blutdruck von unter 140 mmHg angestrebt (Standardtherapie) oder ein systolischer Blutdruck von unter 120 mmHg (intensivierte Therapie). Als Endpunkte wurde das Auftreten eines Herzinfarktes, eines Koronarsyndroms, eines Schlaganfalles, einer Herzschwäche oder Todesfälle aufgrund von kardiovaskulären Erkrankungen genommen.

Ergebnisse: Nach einem Jahr fand sich in der Gruppe der Patienten, welche intensiviert behandelt wurden, systolisch ein Blutdruck von 121,4 mmHg, in der Standardbehandlungsgruppe ein Blutdruck von systolisch 136,2 mmHg. Die Intervention wurde frühzeitig nach einem Median von 3,26 Jahren beendet, da der primäre Endpunkt in der intensivierten Gruppe deutlich seltener erreicht wurde: 1,65 % Ereignisse pro Jahr vs. 2,19 % pro Jahr. Die Mortalität war in der intensivierten Gruppe deutlich geringer (0,73 mit einem p-Wert von 0,003).

Fazit: Bei Patienten, welche ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten (mit Ausnahme Diabetes), wurde ein Zielblutdruck systolisch von 120 mmHg mit einer deutlichen Verbesserung der Sterblichkeit, aber auch einer Minderung der Herz-Kreislauf-Komplikationen erreicht.

Schlüsselwörter: Bluthochdruck – SPRINT-Studie – Blutdruckbehandlung – Standardschema – intensiviertes Schema

Prof. Dr. Mark Dominik Alscher, Stuttgart

Kommentar

Die Ergebnisse der SPRINT[ 1 ]-Studie werden derzeit intensiv diskutiert [1] [2] [3]. In den letzten Jahren sind die Empfehlungen zur Blutdruckeinstellung häufig modifiziert worden. Es bestand in den letzten Jahren ein Trend, diese zu immer höheren Werten hin zu adjustieren. Hintergrund waren Ergebnisse großer Therapiestudien, welche aber überwiegend an älteren Patienten, häufig mit Diabetes mellitus und bereits vorhandener Makrokomplikation, vorgenommen wurden [4]. In der Studienpopulation der SPRINT-Patienten, war jedoch eine intensivere Blutdrucksenkung mit einem deutlich besseren Überleben, aber auch weniger Auftreten von Herz-Kreislauf-Komplikationen verbunden. Nimmt man diese Ergebnisse in Verbindung mit den Ergebnissen der Studien zuvor, so unterstreicht dies die Notwendigkeit zur individualisierten Therapieabhängigkeit von bereits bestehenden Begleiterkrankungen. Auch für die Blutdruckeinstellung gilt ein individualisiertes Therapiekonzept. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird in naher Zukunft eine Modifikation der Leitlinien zu erwarten sein.

 
  • Literatur

  • 1 Chertow GM, Beddhu S, Lewis JB et al. Managing hypertension in patients with CKD: a marathon, not a SPRINT. J Am Soc Nephrol 2016; 27: 40-43
  • 2 Cushman WC, Whelton PK, Fine LJ et al. SPRINT Study Research Group. SPRINT trial results: latest news in hypertension management. Hypertension 2016; 67: 263-265
  • 3 Esler M. SPRINT, or false start, toward a lower universal treated blood pressure target in hypertension. Hypertension 2016; 67: 266-267
  • 4 ACCORD Study Group. Cushman WC, Evans GW, Byington RP et al. Effects of intensive blood-pressure control in type 2 diabetes mellitus. N Engl J Med 2010; 362: 1575-1585