Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(06): 745-746
DOI: 10.1055/s-0043-1768855
Abstracts | BGGF & OEGG 2023
Freie Vorträge
Geburtshilfe

Vorzeitiger Blasensprung: Einfluss des Zeitpunkts der Weheninduktion auf maternales und neonatales Outcome

H Volkmann
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, LMU Klinikum, München
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1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, LMU Klinikum, München
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Einleitung Aszendierende Infektionen stellen mögliche Komplikationen nach vorzeitigem Blasensprung (PROM) dar. Die aktuelle Leitlinie [1] empfiehlt daher bei einem PROM ≥37+0SSW die Geburtseinleitung spätestens nach 24 Stunden. Die kürzlich publizierte Sekundäranalyse der TERMPROM-Studie kam zu dem Schluss, dass eine frühere Einleitung unmittelbar nach PROM vorteilhaft ist [2]. In dieser retrospektiven Studie wird der Zeitpunkt der Weheninduktion hinsichtlich postpartaler maternaler und kindlicher Infektion analysiert.

Material und Methodik In die Studie wurden alle Schwangere eingeschlossen, die sich im Zeitraum 10/2015-09/2020 aufgrund eines vorzeitigen Blasensprungs ≥37+0 SSW ohne Wehentätigkeit an einem der beiden Standorte des Perinatalzentrums der LMU vorstellten. Mehrlingsschwangerschaften, Frühgeburten sowie Frauen mit bereits geplanter primärer Sectio wurden aus der Studie ausgeschlossen.

Es wurden neben mütterlichen und geburtshilflichen Daten insbesondere Indikatoren für postpartale mütterliche und/oder kindliche Infektionen analysiert. Erhoben wurden mütterliche Laborwerte (Leukozytose ≥ 15 G/dl und CRP ≥ 5 mg/l (Ref.: < 0,5 mg/l)), Antibiotikabedarf, die stationäre postpartale Verweildauer und die Diagnose Endometritis. Auf kindlicher Seite wurden ebenfalls die serologischen Infektionsparameter (CRP ≥ 0,5 mg/dl und IL-6 > 50 pg/ml), positive Ergebnisse in Blutkultur und Ohrabstrich sowie die Aufnahme auf die neonatologische Intensiv- oder Monitorstation erfasst.

Die statistische Analyse erfolgte mithilfe SPSS 20 mit Unterstützung durch das IBE München, die Ergebnisse wurden adjustiert für multiples Testen (Bonferroni-Holm-Korrektur). Ein positives Ethikvotum liegt vor, die Studie ist bei drks.com registriert.

Ergebnisse Von 10/2015-09/2020 wurden an der LMU Frauenklinik 19.423 Kinder geboren. Aus diesem Zeitraum wurden 3174 Schwangere mit PROM in die Studie eingeschlossen. 953 Schwangere (30,03%) erhielten eine medikamentöse Weheninduktion.

Es wurde die Zeit von PROM bis Einleitung in verschiedenen Gruppen (0-6h, 6-12h, 12-18h, 18-24h, 24h+) hinsichtlich verschiedener Parameter betrachtet. Für die Mütter konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den einzelnen Gruppen festgestellt werden: Infektionsparameter, Antibiotikabedarf, postpartale stationäre Verweildauer sowie Diagnose einer Endometritis waren bei einem späteren Einleitungszeitpunkt nicht signifikant erhöht.

Beim neonatalen Outcome wiesen die Parameter IL-6, Ohrabstrich, Blutkultur, Antibiotikabedarf sowie Aufnahme auf die Intensiv- oder Monitorstation keine signifikanten Unterschiede zwischen den Einleitungszeitpunkten auf. Lediglich beim CRP-Wert war der Unterschied zwischen den Einleitungszeitpunkten signifikant (p=0,035). Das maximal gemessene CRP war bei Einleitungen < 12 Stunden nach PROM höher als bei Einleitungen nach 12h und stieg bei Einleitungen > 24Stunden nach PROM erneut an (CRP 0,60 bei Einleitung 6-12h nach PROM versus 0,39 bei Einleitung 12-18h nach PROM versus 0,46 bei Einleitungen >24h nach PROM, [Abb. 1]).

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Abb. 1  Neonatale CRPPROM Studie.

Zusammenfassung Diese retrospektive Auswertung von 3174 Schwangeren mit PROM ergab keine Unterschiede hinsichtlich postpartaler maternaler Infektionen abhängig vom Zeitpunkt der Weheninduktion innerhalb von 24 Stunden. Auch auf kindlicher Seite scheint es in diesem Kollektiv keine Unterschiede im postpartalen Outcome zu geben. Die klinische Relevanz der unterschiedlichen kindlichen CRP-Werte kann diskutiert werden ([Abb. 2]).

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Abb. 2  Neonatale CRPPROM Studie: Durchschnitte.


Publication History

Article published online:
06 June 2023

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