Gesundheitswesen 2007; 69 - P5
DOI: 10.1055/s-2007-982846

Der Brandenburger Sozialindex: ein Werkzeug für die Gesundheits- und Sozialberichterstattung auf Landes- und kommunaler Ebene

A Böhm 1
  • 1Landesgesundheitsamt Brandenburg, Wünsdorf-Zossen

Hintergrund: Die in der Wissenschaft angewandten Schicht- bzw. Sozialindizes sind für die Gesundheits- und Sozialberichterstattung (GBE, SBE), vor allem auf kommunaler Ebene, in der Regel zu anspruchsvoll. Für die sozialstatusbezogene Auswertung von Einschulungsuntersuchungen hat das LGA Brandenburg daher ein einfaches Sozialindexmodell entworfen, das auf den Indikatoren Bildung und Erwerbstätigkeit fußt. Damit werden außer dem Einkommen zwei der drei zentralen Indikatoren für eine vertikale Sozialschichteinteilung berücksichtigt (Winkler & Stolzenberg, 1999).

Ziel: Der Sozialindex und die daraus gewonnene Sozialstatuseinteilung soll zweierlei leisten: (1) Entwicklungstrends in der Sozialstruktur der jungen Familien aufzeigen und (2) für die Analyse gesundheitlicher Daten im Zusammenhang mit sozialer Ungleichheit dienen.

Methoden: Im Rahmen der ärztlichen Einschulungsuntersuchungen gibt es eine Sozialanamnese, die u.a. die Schulbildung (3-stufig) und die Erwerbstätigkeit (2-stufig) von Müttern und Vätern umfasst. Anhand der Verteilung für das Jahr 1994 wurden zwei Grenzwerte festgelegt, die eine sinnvolle Dreiteilung der Population (niedriger, mittlerer, hoher Sozialstatus) ermöglichten. Die Gruppierung (Grenzwerte) von 1994 wurde seitdem für die Folgejahre genutzt. So ist es möglich, Veränderungen im Ausmaß sozialer Ungleichheit bei Familien von Einschülern festzustellen.

Ergebnisse: Seit Mitte der 90er Jahre ist die mittlere Sozialstatusgruppe geschrumpft, was eine Polarisierung junger Familien signalisiert. Den stärksten Zusammenhang zwischen sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit zeigt der Brandenburger Sozialindex bei Sprachstörungen, intellektueller Entwicklungsverzögerung, psychischen Störungen und Adipositas.

Diskussion: Der Brandenburger Sozialindex wird seit Ende der 90er Jahre in der GBE des Landes und zunehmend auch in der GBE der Kommunen verwendet. Darüber hinaus wird der Sozialindex für die GBE inzwischen in vielen Städten und Landkreisen außerhalb Brandenburgs benutzt.