Gesundheitswesen 2007; 69(10): 507-513
DOI: 10.1055/s-2007-992160
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die historische Entwicklung der kommunalen Gesundheitsberichterstattung - eine Forschungslücke

Historical Development of Health Reporting on the Community Level - An Academic VoidJ. Kuhn 1
  • 1Sachgebiet Gesundheitsberichterstattung, -förderung, Prävention und Sozialmedizin, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
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Publication Date:
27 November 2007 (online)

Zusammenfassung

In der Literatur wird die Gesundheitsberichterstattung in den Kontext moderner Public Health-Ansätze gestellt und gilt als historisch neue Entwicklung, die von der alten Medizinalstatistik abzugrenzen sei. Diese Sichtweise nimmt jedoch nur Bezug auf die Medizinalstatistik der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik. Es gibt eine „vergessene Geschichte” der Gesundheitsberichterstattung, die mehr als 200 Jahre zurückreicht und ihre Wurzeln in den sog. „medizinischen Topographien” hat. In dieser Tradition stehen z. B. auch die bayerischen Physikatsberichte aus dem 19. Jahrhundert. Die Physikatsberichte waren sozialmedizinisch aussagekräftige und handlungsorientierte Darstellungen zur Lebensweise und Gesundheit der Bevölkerung. Der Niedergang dieser Berichtsformen setzte bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der Bakteriologie ein.

Abstract

In the literature health reporting is often placed within the context of new public health. By doing so, health reporting is viewed as a historically new development distinct from the „old” medical statistics. This point of view, however, only holds true with a view to the medical statistics of the German postwar period in the 20th century. There is also a forgotten health reporting enrooted in the so-called „medical topographies” with a history reaching back more than 200 years. Part of this latter tradition are the Bavarian medical district reports („Physikatsberichte”) from the 19th century. These reports depicted the way of life and state of health of a population in combination with a social medical analysis with a strong action orientation. The demise of these forms of health reports began with the advent of bacteriology.

Literatur

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  • 3 Riedmann K. Die historische Entwicklung der Gesundheitsberichterstattung in Deutschland.  Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz. 2000;  8 594-599
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  • 8 Siehe dazu Dauenhauer A, Matheis H. Johann Peter Frank Gegen Armut und Krankheit. Rodalben: Wolfgang Magin Verlag 2004
  • 9 Wormer EJ. , a.a.O.: 130
  • 10 Willi G. Die bayerischen Physikatsberichte von 1858/61: 28. In: Fassl P, Kießling R (Hrsg). Volksleben im 19. Jahrhundert. Augsburg: Wißner-Verlag 2003: 23-62
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  • 16 Reder K. , a.a.O.: 207 ff.
  • 17 Loos E. „Behufs der Bestimmung des im Bezirk herrschenden Kulturgrades …”Die Physikatsberichte in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Beitrag zur Sozial- und Kulturgeschichte Mittelfrankens. Selbstverlag des Historischen Vereins für Mittelfranken: Ansbach 1999 32 Körschner D, a.a.O.: 55 ff.
  • 18 Lorenz H. , a.a.O.: 73 ff sowie persönliche Mitteilung durch Frau Dr. Lorenz
  • 19 Zorn W. , a.a.O.: 119
  • 20 Brügelmann J. Der Blick des Arztes auf die Krankheit im Alltag 1779-1850. Köln: Eigenverlag 1982
  • 21 Attenhofer HJ. v. Medizinische Topographie der Haupt und Residenzstadt St. Petersburg. Orell, Füssli und Compagnie: Zürich 1817
  • 22 Historischer Verein von Oberbayern (Hrsg) .Oberbayerisches Archiv. Bände 119 ff. Verlag des Historischen Vereins von Oberbayern: München
  • 23 Einen Überblick über den Stand der Forschung gibt der Tagungband . von Fassl P, Kießling R. , a.a.O. Eine kommentierte Bibliographie enthält Reder K, a.a.O.
  • 24 , RBl 1803: 912 ff, zitiert nach Loos E, a.a.O.: 31
  • 25 Reder K.. , a.a.O.: 220 ff.
  • 26 Historischer Verein von Oberbayern (Hrsg) .Oberbayerisches Archiv. Band 122. Verlag des Historischen Vereins von Oberbayern: München 1998: 277-285
  • 27 , Andererseits stellt Klaus Reder mit Blick auf die bayerischen Physikatsberichte wohl zu Recht fest, dass bei den Verfassern taktische Zurückhaltung, auch mit Blick auf die eigenen Karrierechancen, durchaus an der Tagesordnung war: Reder K, a.a.O.: 443
  • 28 , Cod. germ. 6880, I, Vorwort. Zitiert nach Zorn W, a.a.O.: 225
  • 29 Reder K. , a.a.O.: 23, 443. Allerdings darf man die Wirkung der Berichte nicht allein an den direkten politischen Konsequenzen messen. Diese ist heute wohl nicht viel größer als damals. Schon dass sich die Ärzte ein systematisches Bild der regionalen Lage verschafft haben, ist nicht zu unterschätzen
  • 30 , Körschner sieht darin eine damals in der medizinischen Fachliteratur fest verwurzelte Gattung: Körschner D, a.a.O.: 68
  • 31 , Reder K, a.a.O.: 202 ff.
  • 32 Moser G. „Ständige Gesundheitsbeobachtung”- Der Jahresgesundheitsbericht in Weimarer Republik und NS-Staat. In: Kuhn J, Busch R, a.a.O.: 103-112
  • 33 Siehe dazu auch Kuhn J. Die arbeitsweltbezogene Gesundheitsberichterstattung der Länder. Frankfurt: Mabuse 2006 28 ff.
  • 34 Gundermann O, Lundt PV. Anleitung zur Erstellung des Jahresgesundheitsberichts der Gesundheitsämter. Bielefeld: Bertelsmann 1961
  • 35 , Die Wiederentdeckung dieses Berichts für die Gesundheitsberichterstattung ist Klaus Riedmann zu verdanken, siehe Riedmann K, a.a.O

Korrespondenzadresse

Dr. J. Kuhn

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Veterinärstr. 2

85764 Oberschleißheim

Email: joseph.kuhn@lgl.bayern.de

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