ZUSAMMENFASSUNG
Der Artikel diskutiert die These von Forschern wie Henri Busson, Lucien Febvre, François Berriot oder Wolfgang Gericke, derzufolge antike Christentumskritiker wie der Philosoph Kelsos und der Kaiser Julian (der so genannte „Apostat“) der Philosophie der Aufklärung in ihrer Auseinandersetzung mit dem Christentum eine erhebliche, wenn nicht gar die entscheidende Argumentationshilfe geboten hätten. Ein Durchgang durch zentrale Schriften der aufklärerischen Religionskritik erbringt zwar tatsächlich Hinweise auf eine solche Rezeption im Bemühen, Widersprüche in der Bibel und der christlichen Lehre aufzuweisen. Ebenso konnten Kelsos und Julian als rationalistische „Rollenmodelle“ für die Kirchenkritik benutzt werden. Umgekehrt nutzten aber auch Apologeten des Christentums die Schriften der beiden antiken Philosophen, um die Wahrheit des Christentums nachzuweisen. Der Einfluss der antiken Christentumskritik scheint am stärksten am Hof Friedrichs des Großen gewesen zu sein. Insgesamt gesehen blieb er jedoch begrenzt, weil der Polytheismus eines Kelsos oder eines Julian dem entstehenden modernen Atheismus keine wirklichen Alternativen anbot.
© Walter de Gruyter 2009