Ernährungsgewohnheiten asylsuchender Frauen – von Tradition zur Adaption

  • 13.03.2019
  • Print-Artikel
  • Rebecca Schmitt
  • Julia Fülle
  • Joana Abou Rizk
  • Lubana Al-Sayed
  • Negar Masserrat
  • Elisabeth Schüle
  • Veronika Scherbaum

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Peer-Review-Verfahren / Manuskript eingereicht: 12.04.2018 / Überarbeitung angenommen: 16.09.2018

Einleitung

Bei MigrantInnen besteht gemäß der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine größere Anfälligkeit gegenüber bestimmten Krankheiten und Mangelernährung [4]. Verbände der Flüchtlingshilfe weisen auf den besonderen Bedarf einer adäquaten Ernährung und der individuellen Bedürfnisse von Frauen während der Schwangerschaft und Stillzeit hin [5]. Auch die Ergebnisse der explorativen Querschnittstudie, die im Frühjahr 2016 bei Asylsuchenden in Gemeinschaftsunterkünften der Caritas Stuttgart durchgeführt wurde, wiesen auf einen größeren Bedarf an Hilfestellungen im Ernährungsbereich hin [1]. Bei dieser quantitativen Erhebung wurden u. a. ein in Deutschland veränderter Konsum bestimmter Lebensmittel sowie Zeichen einer Fehlernährung v. a. bei Frauen festgestellt. Auch entsprachen einige Praktiken der frühkindlichen Ernährung nicht den aktuellen Empfehlungen.

Angesichts der wichtigen Rolle von Frauen in der familiären Ernährungssicherung und der besonderen Vulnerabilität während Schwangerschaft und Stillzeit widmete sich die vorliegende qualitative Erhebung den Ernährungsgewohnheiten der weiblichen Asylsuchenden. Hierbei sollten Ursachen für Veränderungen im Ernährungsverhalten und in der frühkindlichen Ernährung identifiziert werden, um daraus Handlungsorientierungen für Verbesserungen innerhalb der Versorgungssysteme ableiten zu können.

Abstract

Nach einer explorativen Querschnitterhebung in Gemeinschaftsunterkünften der Flüchtlingshilfe des Stuttgarter Caritasverbands [1] fand im Abstand von einem Jahr unter 25 weiblichen Asylsuchenden eine qualitative Untersuchung zu deren Ernährungsgewohnheiten statt. Diese waren wesentlich von kulturellen Vorstellungen und Verhaltensweisen im Sinne einer inneren Verbundenheit mit ihren Herkunftsländern beeinflusst. Auch wurde deutlich, wie sehr die Studienteilnehmerinnen im Zuwanderungsland das gemeinschaftliche Essen als ein soziales Erlebnis vermissten. Die Veränderungen der Alltagsstrukturen und des Tagesrhythmus, bspw. durch die Teilnahme an Sprachkursen, führten zu Anpassungen von Ernährungsgewohnheiten und teilweise inadäquaten Praktiken der frühkindlichen Ernährung. Im Hinblick auf Unterstützungen im Ernährungsbereich sollten gesundheitliche, psychosoziale und kulturelle Aspekte besondere Beachtung finden.

Schlüsselwörter: Asylsuchende, Ernährungsgewohnheiten, Esskultur, sozioökonomische Bedingungen, Akkulturation



Peer-reviewed /
Manuscript (original contribution) received: April 04, 2018 / Revision accepted: September 16, 2019

Nutritional habits of female asylum seekers – from tradition to adaptation

Abstract

One year after an explorative cross-sectional study carried out at Caritas Stuttgart communal accommodations for asylum seekers [1], a qualitative study on the nutritional habits of 25 female asylum seekers was conducted. The participants’ nutritional habits were influenced to a large extent by cultural conceptions and culture-specific behaviors, which had to do with their feel- ings of connectedness to their countries of origin. The study also made it clear how much the participants missed eating together with others as a social experience when living in the host country. The changes to the structure and rhythm of the participant's days, for instance as a result of participation in language courses, led to them adapting their nutritional habits and to some inadequate practices in terms of proper nutrition in early childhood. Thus, when providing support in the area of nutrition, particular attention should be paid to health-, psychosocial-, and cultural aspects.

Keywords: asylum seekers, nutritional habits, food culture, socioeconomic conditions, acculturation

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Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 3/2019 von Seite M145 bis M151.

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